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iväre, wenn dieselben damals nicht aus Deutschland vertrieben worden
waren. Zum ewigen Angedenken an die Heldentat des Arminius hat
man demselben auf einem Berge des Teutoburger Waldes ein riesiges
Denkmal gesetzt.
§ 69. Arminius fernere Kämpfe und Knde. Die Nachricht von
der großen Niederlage in Deutschland setzte ganz Nom in Schrecken.
Man glaubte nicht anders, als die Deutschen würden den Rhein und
die Alpen überschreiten und Italien und Rom im Sturm erobern. Der
Kaiser Augustus war über den Verlust seines Heeres so bekümmert, daß
er weinend ausrief: „Varus, Barns, gieb mir meine Legionen wieder."
Die Deutschen überschritten aber den Rhein nicht, es war ihnen gering,
ihr Vaterland befreit zu haben. So legte sich der erste Schrecken der
Römer bald wieder und es dauerte gar nicht lange, so wagten sie schon
wieder in Deutschland einzufallen, um sich an Arminius zu rächen.
Dieser war gerade damals mit seinem Schwiegervater Segestes, dem er
einst seine Tochter Thusnelda geraubt hatte, in Kamps geraten.
Segestes hatte nämlich seine Tochter dem Arminius wieder entrissen und
in seine Burg geführt. Weil er nun fürchtete, von seinem Schwieger¬
söhne übermannt zn werden, rief er sogar ein römisches Heer herbei
und der Krieg zwischen den Römern und Deutschen entbrannte von
neuem. Anfangs konnte der römische Feldherr Germaniens, der
Neffe des Kaisers Tiberius, nichts ausrichten, endlich aber besiegte er
den Arminius iu der Schlacht auf Jdistavisus, einer großen Wiese an
der Weser (16 n. Chr. Geb.). Dennoch verließ er Deutschland wieder,
denn trotz seines Sieges fürchtete er die Deutschen. Was den Arminius
über alles schmerzte, war, daß auch seine Gemalin in römische Ge¬
fangenschaft geraten war und vom Germaniens mit im Triumphe auf¬
geführt ward. Später hat Arminius noch schwere Kampfe mit dem
Könige der Marcomannen (in Böhmen) zu bestehen gehabt. Der Name
desselben war Marbod. Von Arminins besiegt und von den ©einigen
verlassen, floh Marbod später nach Italien. Arminius selbst soll von
seinen eigenen Verwandten vergiftet worden sein, weil man ihm schuld
gab, er strebe nach der Oberherrschaft. Noch lange aber ward er als
Helb in Liebern von ben Deutschen gefeiert, unb auch seine Feinbe, die
Römer, erkannten an, daß er ein großer Mann und unzweifelhaft der
Befreier Germaniens gewesen sei.
EL Gründung des fränkischen Reiches.
§ 70. Kötkerbündnisse und Völkerwanderung. Es ist schon gesagt
worden, daß später die kleineren deutschen Völkerstämme sich zu Bünd-
nisseu vereinigten, so daß aus diesen Bündnissen große Volksstämme ent¬
standen. Das geschah etwa 200 Jahre nach Arminius. Die Haupt-