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Rhein (Lothringen, so genannt von Lothar), Karl nahm aber den südlichen
Teil oder Burgund. Nach Ludwig dem Deutschen herrschten noch
mehrere seiner Nachkommen über Deutschland, so der schwache Kaiser
Karl der Dicke, welchen die deutschen Großen im Jahre 887 it. Chr.
Geb. wegen seiner Trägheit absetzten, uud feilt Nachfolger, der kräftige
Kaiser Arnulf, welcher leider zu früh starb (899 u. Chr. Geb.); endlich
aber starb das deutsche Geschlecht der Karolinger ans. Der letzte der
deutschen Karolinger war Lndwig das Kiud, Arnulfs Sohu. Dieser
starb im Jahre 911. Da mm aber Lndwig keinen Erben hinterließ,
der den Thron hätte erben kennen, so wählten die deutschen Großen
sich einen neuen König aus einem andern Geschlechte, und so konnte von
jetzt au nur derjenige in Deutschland König sein, den die deutschen dazu
gewählt hatte«. Auf diese Weise ward Deutschland ein Wahlreich.
v. Deutschland unter den sächsischen Herrschern. 910—1024.
§ 83. Konrad I. und Keinrich I. Nach dem Tode Lndwigs
des Kindes wählte man zunächst einen fränkischen Großen zum König
über Deutschland, mit Namen Konrad. Derselbe war zwar ein tapferer
redlicher Mann, hatte aber bei seiner Herrschaft maitnichfachen Verdruß,
da ihm die deutschen Stämme nicht gehorchen wollten. Er starb schon
nach einer sechsjährigen Regierung, nachdem er noch aus dem Sterbebette
seinen Hauptgegner, den Herzog Heinrich von Sachsen, zu seinem Nach¬
folger vorgeschlagen hatte. So wählte man denn auch nach Konrads Tode
diesen Heinrich I. zum König unb mit ihm gelaugte das sächsische
Köuigsgeschlecht auf den Thron, welches vom Jahre 919 bis 1024
Deutschland ruhmvoll beherrschte. Diesen Heinrich bezeichnet man auch häufig
mit dem Beinamen des Finklers, weil man ihn der Sage nach, als
man ihm die Nachricht seiner Königswahl brachte, in der Nähe von
Quedlinburg beim Finkenfang, einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, be¬
troffen haben soll. Heinrich I. zeichnete sich besonders dadurch aus, daß
er Burgen und Städte gründete und die Slaven aus dem rechten Elb-
ufer glücklich bekriegte. Er nahm denselben einen ihrer Hauptorte ab,
nämlich Brennabor (Brandenburg) nnd kämpfte auch glücklich gegen das
slavische Volk der Tschechen in Böhmen. Großen Ruhm erwarb sich
König Heinrich I. auch durch seine» großen Sieg gegen die Ungarn.
Da wo zu Karls des Großen Zeiten die Avaren gewohnt hatten, hatten
sich die wilden Ungarn niedergelassen, ein rohes räuberisches Volk. Die¬
selben machten häufig Einfälle in Deutschland und schleppten Männer,
Weiber, Kinder und ungeheure Schätze mit sich fort. Diese Ungarn
besiegte Heinrich I. in der großen Schlacht bei Merseburg (933 n.
Chr. Geb.), so daß ihnen die Lnst, weitere Raubzüge nach Norddeutsche
Wolff, Leitf. z. allg. Gesch. 2. Aufl. g