Refornmlionsgeschichle.
Zur Einführung.
Allgemeines Ziel: Wir wollen nun von der Reformation (b. i. Um¬
gestaltung, Verbesserung) ber Kirche sprechen oder — wie wir auch sagen
tonnen — von ber Gründung unserer evangelischen Kirche burch Luther.
Im Verlauf der seitherigen beutschen Geschichte haben wir nur bie
römisch-katholische Kirche (bie einst Bonifatius in unserem Vaterlanb ge-
grünbet hat) als bie Kirche unseres beutschen Volkes kennen gelernt.
Wir wissen aber, baß es jetzt in Deutschlanb (unb auch in anbeten
Länbern) neben der katholischen eine evangelische Kirche giebt. Unsere
Volksgenossen teilen sich also in katholische und evangelische Christen.
Wir sind evangelische Christen, aber unter uns wohnen auch einige Katho¬
liken. In manchen Gegenden Deutschlands (z. B.?) jedoch gehört die
Mehrzahl der Christen zur katholischen, die Minderzahl zur evangelischen
Kirche. Im ganzen sind etwa zwei Drittel unseres Volkes evangelisch
und ein Drittel ist katholisch.
Wir kennen schon mancherlei Unterschiede zwischen der katholischen
und ber evangelischen Kirche. Hinweis auf bie bekannten Punkte: Ober¬
herr, Geistliche, Gottesbienst, Sehre. Dort: Verehrung bes Papstes als
des heiligen Vaters und Oberherren, hier Verehrung Christi als des
alleinigen Herrn; dort Bischöfe, Priester, Mönche und Nonnen, hier ver¬
heiratete Pfarrer; dort vielerlei Ceremonien beim Gottesdienst, hier Ge¬
sang, Predigt und Abendmahl; dort wird gelehrt: Nur der wird selig,
ber dem Papst und der Kirche in allen Dingen gehorcht; hier: Ins
Himmelreich kommt jeder, der Buße thut und an Christus glaubt u. s. w.
Das sind große und wichtige Unterschiede. Da erheben sich die
Fragen: Wie konnte ein einfacher Mönch das deutsche Volk losreißen
von dem römischen Papst, dem es 800 Jahre lang gehorcht hat und
vor dem sich Kaiser (Heinrich IV.) und Fürsten gebeugt haben? Wie
konnte ein geringer Bauernsohn den Glauben und die Sitte eines ganzen
Volkes so gewaltig ändern? Wie war es möglich, daß ein einzelner
Christ eine neue Kirche gründete und in ihr Jahrhunderte lang bis auf
Staude u. Gvvsert, Präparationen. Band IV. 1