Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

Achte Einheit. 
Der Kauernkrieg. 
Ziel: Wie sich die deutschen Bauern gegen ihre Herren empörten 
und sich dabei auf Luthers Lehre beriefen. 
I. Warum empören sich die Bauern? Sie waren, wie 
wir schon wissen (Vergl. Teil II, S. 229) in einer sehr üblen Lage. 
Ausführung der früher angegebenen Hauptpunkte: Keine freien Eigen¬ 
tümer ihrer Felder, sondern meist Zins- und Dienstbauern oder Leib¬ 
eigene; Verpflichtung zu hohen Abgaben an Frucht und Vieh, sowie 
zur Bewirtschaftung der Felder ihrer Herren (Klöster, Bischöfe, Fürsten, 
Adlige); ihre Bedränger sind zugleich ihre Richter. — Sie wollen nun 
dies jämmerliche Leben nicht mehr ertragen, wollen frei fein von Ab¬ 
gaben und Diensten und suchen daher mit Gewalt ihre Herren zum 
Verzicht auf ihre Herrenrechte zu zwingen. 
Aber daß sie sich dabei auf Luther berufen? Das 
ist auffallend; denn Luther hat immer den Gehorsam gegen die Obrigkeit 
gepredigt, hat soeben den Aufstand der Bilderstürmer als unrecht und 
gottlos verworfen. Doch Luther hat auch von der Freiheit und Gleichheit 
aller Christenmenschen geschrieben (Wie meinte er das? Und wie konnten 
die Bauern das mißverstehen?); er hat zornige Worte gegen die Klöster 
und Bischöfe gesprochen; er ist gegen Kaiser und Papst aufgetreten und 
hat uralte Rechte, Ordnungen und Einrichtungen als unevangelisch ver¬ 
worfen; er hat dem Volk die deutsche Bibel in die Hand gegeben und 
es gelehrt, alle Einrichtungen daran zu prüfen, und in der Bibel steht gar 
manches Scheltwort gegen die Reichen und gar manches Liebeswort für die 
Armen, ja sogar von der Gütergemeinschaft der ersten Christen wird 
erzählt. Da konnte gar mancher gedrückte Bauer auf den Gedanken 
kommen: Auch Luther und das Evangelium stehen auf unserer Seite, 
und darum muß nicht bloß der Gottesdienst, sondern auch der Herren¬ 
dienst gründlich umgeändert werden. Und wenn nun gar noch Leute
	        
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