Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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Pächtern vollends zu Leibeignen herabgedrückt, die bei härtester Behandlung 
und für den kärglichsten Unterhalt die Güter ihrer Herren bewirtschaften 
mußten. Stumpfsinnig und hoffnungslos trugen sie das schwere Joch 
und verbargen ihren Grimm im innersten Herzen; der Grimm aber 
galt dem Reformator zu Wittenberg und den grausamen Fürsten. 
Erläuterung der Erzählung. Zum letzten Punkt ist zu bemerken, 
daß die Herren nunmehr meist die Pachtgüter der Bauern zum Haupt¬ 
gut schlugen und diese selbst auf eigne Rechnung mit Hilfe der zu 
bloßen Arbeitern herabgedrückten Bauern bewirtschafteten; diese Arbeiter 
behielten nur so viel Land als zu ihrer dürftigen Ernährung durchaus 
notwendig war. — 
Zusammenfassung und Disposition des gesamten Stoffes an der 
Hand der Überschriften. 
II b. Beurteilung der Herren, der Bauern und Luthers. 
1. Die Herren. 
Über sie hat Luther schon geurteilt, und wir können seinem Urteil 
nur beistimmen. Sie sind zwar auf die Abgaben der Bauern als auf 
ihren Lebensunterhalt angewiesen, aber habgierig mehren sie diese 
Abgaben und Dienste ins Ungemessene, genußsüchtig und hoffärtig 
verprassen sie das Gut, das die Bauern mit ihrem Schweiß erworben. 
Dabei behandeln lie die Bauern hart und ungerecht, schlimmer als 
das Vieh. Sie vergessen ganz, daß die Bauern ihre christlichen Mit¬ 
brüder sind, treten die Gebote der Gerechtigkeit und Liebe mit Füßen, 
und verletzen aufs gröbste ihre Herrenpflicht (Fürsorge für die Unter¬ 
thanen). Daher tragen sie die Hauptschuld an der Empörung; denn 
,allzustraff gespannt, zerspringt der Bogen". 
Indem sie dann den Aufruhr mit Gewalt niederschlagen, erfüllen sie 
zwar ihre Herrenpflicht (Ordnung und Friede im Lande, Schutz des 
Lebens und Eigentums), aber sie handeln unchristlich und un¬ 
menschlich gegen die Bezwungenen, die ihnen doch nicht mehr schaden 
konnten. Das ist nicht Gerechtigkeit, sondern Rachsucht und Grausam¬ 
keit. Auch lernen sie nichts aus den furchtbaren Ereignissen; siebleiben 
so hartherzig und habgierig wie zuvor, und anstatt die Zustände zu ver¬ 
bessern, die zur Empörung geführt haben, verschlimmern sie dieselben 
noch. 
2. Die Bauern. 
?(uch über sie urteilt Luther richtig. Ihre Rot ist ja beklagenswert 
und himmelschreiend, und ihre Wünsche und Forderungen sind anfangs 
meist billig und recht. Aber sie wenden unrechte und unchrisi- 
liehe Mittel an, um ihre Lage zu bessern. Anstatt daß sie bitten 
und fordern, Fürsprecher (z. B. Luther) anrufen und in Wort und 
Schrift unaufhörlich die Gerechtigkeit ihrer Sache und das Unrecht ihrer 
Bedrücker verkündigen, greifen sie zur Gewalt; und so schreiten sie 
rasch vorwärts zu den schlimmsten Sünden: Empörung gegen die
	        
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