Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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seinem Niederdeutsch: „Nit Kopp af, min werte Fürst, nit Kopp af!" 
Und als der Kaiser zugleich verlangte, daß sie von nun an weder in 
den Kirchen noch in ihren Herbergen evangelisch predigen lassen sollten, da 
antworteten sie: „Unsere Prediger predigen nur Gottes Wort, und diese 
geistliche Nahrung können wir jo wenig entbehren wie die leibliche." 
Erst als der Kaiser für den Gottesdienst beider Parteien das Predigen 
verbot, fügten sie sich. 
Nun sollten die Stände ihre Bekenntnisse dem Reichstag vorlegen. 
Da erklärten die katholischen Stände, daß sie das Wormser Edikt seither 
gehalten hätten und der heiligen Kirche treu geblieben wären, darum 
wäre für sie eine schriftliche Darstellung ihrer Meinung unnötig. Das 
war sehr klug, denn dadurch stellten sie sich als die getreuen Unterthanen 
und als die gläubigen Christen hin, ihre Gegner aber als die Friedensstörer 
und Neuerer, die sich für ihre Ketzerei vor dem kaiserlichen Gericht recht¬ 
fertigen müßten. Aber nun einigten sich auch die Evangelischen, daß 
sie das kursächsische Bekenntnis als ihr gemeinsames Bekenntnis im 
Namen der ganzen Partei einreichen wollten. Sie gingen zusammen 
das Bekenntnis durch, billigten dasselbe und wollten es unterschreiben. 
Als der Kurfürst Johann die Feder ergriff, meinte Melanchthon, ob es 
nicht besser fei, wenn bloß die Theologen diese Religionssache unter¬ 
schrieben. Doch der Kurfürst antwortete: „Das wolle Gott nicht, daß 
ich hiervon ausgeschlossen sein sollte, ich will mit Euch meinen Herrn 
Christum bekennen." Und der Fürst von Anhalt sagte: „Ich habe 
manchen Ritt gethan für gute Freunde, mein Herr Christus verdient 
wohl auch, daß ich etwas für ihn wage.“ So unterschrieben die Fürsten 
allein und zwei Städte. Und das war auch richtiger, würdiger und 
gewaltiger. 
Und wie lautete nun dies Bekenntnis? Stücke davon sollt ihr 
kennen lernen. 
Ergebnis aus dem zweiten Quellenstück. 
Das Bekenntnis besteht aus zwei Teilen. Der erste enthält 21 
Stücke über den Glauben und die Lehre und 7 Stücke über einige 
kirchliche Gebrauche (Angaben über den Inhalt der wichtigsten Stücke 
auf Grund der angeführten Stellen oder der früheren Lehren Luthers; 
die genauere inhaltliche Besprechung des Bekenntnisses gehört in den 
Religionsunterricht). 
Offenbar ist derZweck der Schrift, den Unterschied und Zwiespalt c 
zwischen den Katholiken und Protestanten als möglichst gering hinzustellen; > 
die Protestanten fühlen sich im Glauben und in allen Hauptlehren Z 
einig mit den Katholiken, rechnen sich daher ganz zur alten Kirche, von ' 
der sie nur durch Abstellung einiger Mißbrauche abgewichen sind; sie / 
denken gar nicht daran, eine besondere neue lutherische Kirche zu gründen, 
sondern wollen Glieder der alten, aber reformierten Kirche sein. Daher \ 
redet Luther von dem „Leisetreten" Melanchthons, und wie freundlich f 
und versöhnlich die Schrift ist, sehen wir ja deutlich an dem milden 
Artikel vom Heiligendienst und an der Weglassung der schlimmsten Miß-
	        
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