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im Fegefeuer erstreckt sich die Macht des Papstes nicht, höchstens kann
er für dieselben Fürbitte thun; die Wahrheit über Ablaß und Sünden¬
vergebung erfahren wir aus dem Evangelium, und diese Wahrheit lautet:
Der Mensch kommt zu Gott durch Buße, Glauben und die Gnade Gottes.
Welchen Zweck hat nun Luther mit dieser Lehre? Der Ablaß
soll bleiben als Erlaß der Kirchenstrafen, aber die Kirchenfürsten sollen
die Mißbrauche in seiner Verkündigung abschaffen (nämlich Erlaß der
göttlichen Strafen, ohne Reue, bloß für Geld, Befreiung der Seelen
aus dem Fegefeuer), damit die Kirchenlehre mit dem Evangelium über¬
einstimme.
Zusammenfassung der Hauptpunkte.
Überleitung: Ehe wir über Luthers Sätze und über seine
Gegner richtig urteilen können, müssen wir erst noch hören, was Luther
selbst über seine That denkt, was ihn dazu bewogen hat, und wie sie
von seinen Zeitgenossen aufgefaßt wird.
2. Aussprüche Luthers über seine Streilsätze.
II a. Lesen und Besprechen des im Lesebuch gegebenen Stoffes.
Zur Erklärung des Textes.*)
Zu 1. „Die sicheren Geister" = Die Menschen, welche erst
durch Luther die sichere Überzeugung von den Irrlehren des Papstes
bekommen haben. — „Beweisgründe" = Die Gründe, welche die Abla߬
prediger gegen Luther geltend machten, und die er erst durch Aussprüche
der heiligen Schrift (z. B. Wer da glaubet, wird selig werden) sich aus
dem Weg schaffen mußte.
Zu 2. „Unlust" = unangenehmer und für den Bischof schimpflicher
Streit. — „Der Katze die Schellen anbinden" — Anspielung auf die
bekannte Fabel, in welcher keine Maus den Beschluß, die Katze durch
Anbinden von Schellen unschädlich zu machen, auszuführen wagt.
Zu 3. „Zum Tode unterwiesen" = durch falsche Lehre vom
Wandeln des rechten Weges zum ewigen Leben abhalten. — „Stück
aus Eurem Schafstall" — ein Schaf ans Eurer Herde, infofern der
Bischof der Oberhirte über alle in feinem Sprengel wohnenden Christen ist.
Zu 4. „Spiel anfangen mit mir" = mich zum Werkzeug seines
Planes, zur Hauptperson des von ihm geplanten Schauspieles machen. —
„Werk aus Gott- = Anspielung an Apg. 5, 38 f. —
Zu 5. „Beschwerde" = das entbehrungsreiche Leben im Kloster
zusammen mit der aufreibenden Arbeit im Dienste des Lehramtes und
des Predigtamtes.
Zur Erläuterung.
Heraushebung des Wesentlichen aus jedem Abschnitt der
Lektüre, z. 33.:
Aus 1. Aus Luthers Bekenntnis erfahren wir, daß er nur nach
*) Die Erläuterung, welche weiter uuten gegeben resp. angedeutet ist, schließt
sich sofort an die Lektüre jedes einzelnen Stückes an.