Full text: Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg (Teil 4)

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seine Schulter legen will, und nun läßt er die Gegner kommen, gegen 
die Luther zum Schwert greifen muß, läßt den Sturmwind erbrausen, 
der Luther aus seiner Klosterstille heraustreibt und ihn weithin sichtbar 
als den Führer an die Spitze des Volkes stellt. 
III. 1. Zusammenstellung der besprochenen Thatsachen in chrono 
logischer Reihenfolge und Verbindung derselben mit den Jahrzahlen 
(vergl. IV, 1). 
2. Vergleich dieser Thatsachen nach ihrer Wichtigkeit, d. H. nach ihrem 
Einfluß auf die innere Umwandlung Luthers. Ergebnis. Seine 
Erziehung im Elternhaus und in der Schule macht ihn zum frommen 
katholischen Christen und treibt ihn so zum Eintritt ins Kloster. Aber 
gerade das, was ihn zum unterwürfigen Knecht Roms und zum katho¬ 
lischen Heiligen machen sollte, erzeugt in ihm evangelische Gedanken und 
löst ihn innerlich von der katholischen Kirche los (Belege!). Die Reise 
nach Rom bereitet auch seine äußerliche Loslösung von Rom vor. 
3. Zusammenstellung der Eigenschaften Luthers, die in 
den verschiedenen Abschnitten seines Lebens, auch im Ablaßstreit, her¬ 
vortreten. Vergleich dieser Eigenschaften unter einander zur Unter¬ 
scheidung der Grundzüge und Nebenzüge seines Charakters. Der 
tiefste Grundzug feines Herzens ist der Zug zu Gott, der 
Trieb zur Vereinigung mit ihm, zum Leben in ihm, die Frömmig¬ 
keit. Mit ihm paart sich die Gewissenhaftigkeit, die ängst¬ 
liche Scheu auch vor der kleinsten Sünde, die innige Liebe zum Guten. 
Beide Züge vereinigen sich in der Wahrhaftigkeit, d. h. in dem 
Drange, stets nach seiner besten Überzeugung (nach der göttlichen Stimme 
im Herzen) zu leben und zu handeln, und werden zur unwiderstehlichen 
Macht durch den festen Willen, mit dem er seine beste Überzeugung 
geltend macht und ausführt (Eintritt ins Kloster, Loslösung von der 
Mönchsgerechtigkeit, Kampf gegen den Ablaß). Aus diesen Grundzügen 
seines Wesens fließen dann von selbst die übrigen Züge seines 
Wesens: Demut und Bescheidenheit, Mut und Todesverachtung, 
Gottvertrauen und Nächstenliebe, Pflichteifer und Selbst¬ 
verleugnung, heiliger Zorn über alles gottlose Wesen (Rom, Ablaß) 
— ober sie sind aufs glücklichste mit ihm verbunden wie: Fleiß und 
Strebsamkeit, Klarheit und Tiefe im Denken, Bered¬ 
samkeit in Wort und Schrift. — Zusammenfassung, vergl IV, 3. 
4. Das wichtigste Ereignis in Luthers seitherigem Leben ist, wie 
wir erkannt haben, die Umwandlung des katholischen Mönchs, der 
durch feine guten Werke die Gnade Gottes erzwingen will, in den Christen, 
der sich mit kindlichem Vertrauen der Gnade Gottes hingiebt. So 
wollte auch Christus feine Christen haben, wie sich aus dem Gleich¬ 
nisse vom Pharisäer und Zöllner und vom verlorenen Sohn, sowie aus 
zahlreichen Aussprüchen (z. B. „Martha, du machst dir viele Mühe") er- 
giebt. Luther ist also durch seine eigene innerste Erfahrung auf den 
rechten evangelischen Heilsweg geführt worden. Als Mönch 
war er auf dem falschen Weg, gerade wie die selbstgerechten Pharisäer, 
gegen die Christus fortwährend so eifrig kämpfte. Dieselben Er-
	        
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