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Der Kurfürst folgte hier auch dem Beispiele seiner Gemahlin (Muster¬
wirtschaft), er wird freilich kein Handwerker geworden sein. — Er legte
Fabriken an, um ein gutes Beispiel zu geben.
Eisenwerke, Blechhämmer, Glashütten rc. Aber dazu gehört mel
Geld, und das hatten nicht alle Unternehmer. — Der Kurfürst schoß auch
Geld vor. ^
Wenn nun aber die von Handwerkern und Fabriken verfertigten
Waren nicht gekauft wurden! (Überlegung, ausländische Waren waren viel¬
leicht billiger, ja vielleicht besser.) — Gewerbeschutz.
Es kann erwähnt werden, wie die Einfuhr ausländischen Tabaks zu
Gunsten des inländischen in der Mark verboten wurde; nur ausnahmsweise
sollte sie zugelassen werden, wenn das inländische Gewächs nicht die er¬
forderliche „Gelindigkeit und Annehmlichkeit" hätte.
War das aber richtig, daß der Staat die Industrie schützte? Da
wurden Doch die andern geschädigt, die vom Ausland vielleicht billiger und
besser kaufen konnten! — Sollte eine Industrie emporblühen, so ging das
nicht ohne Gewerbeschutz, da die auswärtige Konkurrenz zu stark war, und
eine blühende Industrie kam wieder dem ganzen Staate zugut (das Geld
bleibt im Land, die Arbeiter haben lohnenden Verdienst). Verkehrtheit der
Manchestertheorie, bie nur dem wirtschaftlich Starken zugute kommt.
Da könnte ja aber jeder Handwerker oder Kaufmann, dessen Geschäft
nicht geht, die Hülfe des Fürsten, des Staates anrufen? — Das geht
natürlich nicht, jeder muß sich selber helfen, aber der Staat muß forgen,
daß auch der wirtschaftlich Schwache bestehen kann.
Zusammenfassung.
Überschrift: Industrie, Handwerk, Fabriken.
Nun half es natürlich den Handwerkern und Fabrikbesitzern nichts,
wenn ihre Erzeugnisse in den Warenhäusern liegen blieben. Woran wird
der Kurfürst ebenfalls gedacht haben? — (Überlegung!) Herstellung von
Wegen, um den Handel zu erleichtern: Straßen, die bald fo berühmt
wurden, daß Fuhrleute einen Umweg nicht scheuten, um sie zu benutzen;
der Friedrich-Wilhelms (Mülroser)-Kanal, der das brandenburgische Oder¬
gebiet direkt mit der Nordsee verband, der den schlesischen Handel von
Stettin ad, durch Brandenburg nach der Elbe (Breslau-Hamburg) leitete
(in Berlin wurde umgeladen), was die Schweden in Stettin bald an der
geringeren Zolleinnahme merkten. Die Freude des Kurfürsten und der
Berliner, als die ersten Breslauer Warenschiffe in Berlin ankamen, denen
auch bald Hamburger Schiffe folgten! Die Verkehrswege dienten also dem
eignen Handel und dem Durchgangshandel (Chausseegeld, Kanalgeld, was
die Fuhrleute und Kaufleute im Lande sitzen ließen, Speditionshandel).
Überschrift: Verkehrswege: Straßen, Friedrich-
Wilhelms-Kanal.
Der Kurfürst dachte sogar über die durch das Meer gesetzten Grenzen
hinaus. — Er gründete eine Flotte (Kriegs- und Handelsschiffe), eine afri¬
kanische Handeiskompagnie, erwarb einige Kolonien an der Guineaküste,