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Teil des Grund und Bodens gewonnen und ließen durch Landvögte
die Gerichtsbarkeit ausüben. Kaiser Friedrich II. löste Uri und Schwyz
von der Habsburgischen Landgrafschast ab und machte sie reichsunmittelbar.
Auch Unterwalden suchte sich der Habsburgischen Vogtei zu entziehen.
Nach Rudolfs Tode schlossen die drei Waldstätte einen ewigen Bund
die Eidgenossenschaft), um ihre Freiheit und Gerechtsame zu schirmen.
Adolf bestätigte ihre Reichsunmittelbarkeit. Obschon Albrecht I. dies
nicht tat, so unternahm er doch keine Feindseligkeiten gegen die Eid¬
genossen. Nach seinem Tode zog sein Sohn, der Herzog Leopold von
Österreich, 1315 gegen die ihm verhaßten Schweizer Bauern. Die Eid-1315
genossen errangen bei Morgarten einen vollständigen Sieg. Im
Jahre 1386 wollte ein zweiter Leopold, der Enkel des vorigen, die 168».
Schweizer dem habsburgischen Hause unterwerfen. Bei Sempach (am
Luzerner See) verlor er Sieg und Leben (Arnold von Winkelried).
2. Deutsche Treue.
Wie ein deutscher Fürst sein gegebenes Wort hielt. Nach
Albrechts I. Tode trug Heinrich VII. von Luxemburg 5 Jahre lang
(1308 —1313) mit Ehren die deutsche Krone. Die neue Königswahl 1308—1313.
war eine zwiespältige: die habsburgische Partei wählte Albrechts Sohn,
Herzog Friedrich den Schönen von Österreich. Die Gegner wählten
den Herzog Ludwig von Bayern. Die Folge war ein langjähriger 1313-1347.
Bürgerkrieg, bis 1322 in der Schlacht bei Mühldorf (am Inn, östl. 1322.
von München) Friedrich besiegt und gefangen ward. Er wanderte als
Gefangener auf die Burg Trausnitz (in der Oberpfalz, östl. von Nürnberg).
Als jedoch sein Bruder Leopold den Kampf mit Erfolg fortsetzte und
auch der Papst gegen Ludwig auftrat, fetzte dieser den Friedrich unter
der Bedingung, daß er der Krone entsage und Leopold zur Nieder¬
legung der Waffen bewege, in Freiheit. Aber der geschloffene Vertrag
fand weder die Billigung des Papstes noch die des Bruders. Da kehrte
Friedrich, treu seinem gegebenen Worte, in die Gefangenschaft zurück.
Fortan hielt ihn Ludwig für seinen besten Freund, ja teilte selbst die
Regierung mit ihm. Als darauf der Papst voll Ärger den Bann gegen
Ludwig schleuderte, kamen 1338 die sieben Kurfürsten auf dem König- u;38.
stuhl bei Rense (Dorf bei Koblenz) zusammen und erklärten,. daß fortan
jede von bm Kurfürsten vollzogene Wahl eines deutschen Königs und
Kaisers auch ohne päpstliche Bestätigung gültig sei.
3. Schwarzer Tod, Geihelsahrt und Iudenschlacht.
1. Wie man durch törichte Buße eine furchtbare Seuche beseitigen
wollte. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurde Deutschland von
einer furchtbaren Seuche heimgesucht, die aus Asien kam und fast alle
Länder Europas durchzog. Man nannte sie das große Sterben
ober den schwarzen Tod. Die Seuche erschien als ein Strafgericht
Gottes über bie Sünben ber Völker. Da wahmen bie Menschen, ben
Himmel burch Buße zu versöhnen. Huuberte unb Tausenbe kamen in
langen Prozessionen in bie Dörfer unb Stabte gezogen. Mit ber
härenen Büßerkutte ober auch nur mit einem Hembe bekleibet, schwere
Kreuze fchleppenb, in ber Rechten eine Geißel aus knotiaen Riemen mit
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