§ 74. Das zweite Triumvirat. Ende der Republik. 205
auf Ciceros Vorschlag Verzeihung und Vergessen des Geschehenen.
Aber auch eine feierliche Bestattung Cäsars wurde bewilligt und
bei dieser Veranlassung wußte Antonius deu ^aß des Volkes
so zu ^entflammen, daß die Verschwornen sich flüchten mußten.
Der L>enat hatte aber auch alle Anordnungen, die Cäsar in
seinentTestainente getroffen hatte, bestätigt. Unter dem Vorwande,
das Testament Cäsars auszuführen, regierte nun Antonius
ganz nach seiner Willkür in Rom. Das Volk, das schon lange
gewohnt war, sich von einem Einzigen beherrschen zu lassen, hatte
er durch Casars Geld auf seine Seite gebracht.
210) Den Plänen des Antonius trat Casus Julius Cäsar
L) ctavi a n u s, der Großneffe Cäsars, in den Weg. Dieser
war von seinem Großoheim an Kindesstatt angenommen und zu nt
.yaupterßen eingesetzt worden. Der 18jährige Jüngling erschien
zu Rom und machte seine Ansprüche geltend. Allein Antonius
weigerte sich, den Nachlaß Cäsars herauszugeben, unter dem
ooirvande, er sei Staatseigentum. Octavian veräußerte nun
ftrn Privateigentum und zahlte den römischen Bürgern aus seinen
Mitteln, was Cäsar für sie bestimmt hatte. Das Volk haßte
nun den Antonius ebenso, als es ihm vorher geneigt war,
und Cicero brachte es durch feilte feurigen Reden im Senate
dahm, daß er für einen Feind des Vaterlandes erklärt wurde
unb sich nach Gallien flüchten mußte. Von da aus kehrte er mit
einigen Legionen zurück, würbe aber in Oberitalien bei Mntina
geschlagen. Die Republikaner hatten in Makebonien unb Syrien
glanzende Siege errungen, unb ba man ben Octavian auch
™ Republikaner HM, so übertrug ihm bei- Senat beit
Oberbefehl über ein Heer. Allein biefe Gelegenheit benützte ber
Ichlaue Octavtan, ber einsah, baß er allein noch nicht Meister
liV1 Eonne, und vereinigte sich mit Antonius imb Lepibus.
öte schlossen miteinander bas zweite Triumvirat unb teilten
bte Lanber bes römischen Reiches so untereiitaitber, baß Lepibils
^slllteil ,Unb e*nen 1,011 Gallien, Antonius Oberitalien
"nd das darangrenzende Gallien erhielt. Dem Octavian blieb
Asnka, Sarbtnien unb Sizilien. ü-
m6r 5roecf des Triumvirats war hauptsächlich eine
grititbltche Vernichtung ber Republikaner. Um Gelb zu erhalten,
achtete man tu berselben schauberhaften Weise, wie Sulla und
arms, bte vornehmsten unb reichsten Senatoren unb Ritter unb
zog ihre Guter ein. Wer einem ber Triumvirn im Wege staub,
imttbc proifrtßtert und das Blut floß wieder in Strömen. Auch
Cicero stel als ein Opfer der Rachsucht des Antonius. Un¬
geheure Steuern wurden in Italien den Edeln wie den Gemeinen
Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. g ***
