§ 84. Die Flavier. Vespasian. Titus. Domitian. 233
unb eroberte die Stadt. Vitellins, der sich versteckt hatte,
wurde von den Soldaten aufgefunden, durch die Straßen von
Nom geschleppt und in die Tiber geworfen.
Anmerkungen.
1. Servius Sulpicius Galba war ein tüchtiger Militär und
hielt strenge Mannszucht, aber sein Alter hatte ihn ängstlich unb mi߬
trauisch gemacht; geizig war er uou jeher. Als er sah, das; er nicht
allein zu regieren im stände sei, nahm er einen Mitregenten an, den
Pi so Licinianus. Otho, der gehofft hatte, die Wahl werde ans ihn
fallen, erregte nun den Aufstand, in dem Galba und Pi so um das
Leben kamen.
2. Marcus Salvius Otho, eiu vornehmer Etrusker, war der
Vertraute und der Günstling Neros, ebenso schlecht und ebenso grausam.
Dabei war er so feig, daß er au den Gefechten keinen Anteil nahm,
sondern es seinen Offizieren überließ, ihn zu verteidigen.
3. Aullts Vitellins war bei Tiberius, Ealigula, Claudius und
Nero seiner Schmeichelei und seiner Ausschweifungen wegen beliebt ge¬
wesen. Er hätte das römische Reich ausgefressen, wenn er lange regiert
hätte. Er hielt jeden Tag drei bis vier Hauptmahlzeiten. Einmal ließ
er für ungeheures Geld ein Gericht bereiten, das aus nichts andern: be¬
stand, als aus den Zungen der seltensten Vögel. Bei einem Schmause,
den sein Bruder ihm gab, wurden 2000 seltene Fische und 7000 Vögel
aufgetragen.
§ 84.
Die Flavier. Vespasian. Titus. Domitian.
(69—96.)
235) Nach dem Tode des Vitellins herrschte in Nom eine
greuliche Unordnung, bis Vespasian, der sich noch ein ganzes
Jahr in Ägypten aufgehalten hatte, eintraf. Während ' dieser
Zeit zeichnete sich namentlich Domitianns, der jüngere Sohn
des Vespasian, dnrch die Unthaten aus, die er verübte. Als aber
der neue Kaiser ankam, kehrte nicht nur für Nom, sondern auch
für bie Provinzen die Ordnung wieder zurück. Vespasiau
wußte mit starker Hand die Zügellosigkeit der Soldaten nieder¬
zuhalten. Er gab dem Senate seine Nechte wieder, besorgte die
^taatsgeschäfte in eigener Person und war leutselig und mild
gegen bie Hilfesnchenben. Er baute bie unter Nero abgebrannten
Quartiere auf, brachte btirch weise Sparsamkeit bie zerrütteten
Oelbverhältnisse lvieber in Ordnung, verschönerte Rom bnrch
Prachtbauten unb unterstützte bie Künste unb Wissenschaften. Den
Provinzen half er namentlich burch bie Herstellung guter Laub-
strafen auf. Die Aufstäube ber Bataver unter Claubius
Civilis unb ber Gallier unter Julius Sabiuus raurbcu
De¬
zember
69.