234 Die mittlere Zeit.
79. unterdrückt. In Britannien drangen die Römer bis Schottland
vor. Vespasian starb 79 n. Chr.
236) In den Anfang der Regierung Vespasians fällt auch
die Zerstörung Jerusalems. Die Juden hofften immer auf
einen Messias, der sie vou der Herrschaft der Römer, die schwer
auf ihnen lastete, befreien werde. Sie ließen sich von Betrügern
mißbrauchen und verjagten den römischen Landpfleger C affin s.
Nero sandte den Vespasian gegen dieselben, der drei Jahre lang
damit zubrachte, eine Stadt um die andere einzunehmen und zu
zerstören. Die Eroberung Jerusalems überließ er aber seinem
Sohne Titns. Dieser schloß die Stadt ein und schnitt ihr die
Zufuhr ab, so daß eiu Elend über die Einwohner hereinbrach,
wie die Welt noch keines gesehen hatte. Die Inden wehrten sich
so hartnäckig, daß Titns von Jerusalem nur ein Stück nach
Sep- dem andern einnehmen konnte. Im September 70 war die Er-
^mber oberung vollendet; Stadt und Tempel wurden zerstört. Die
Weissagung Jesu war in Erfüllung gegangen.
237) Titus, den Vespasian gleich nach der Rückkehr aus
Judäa zum Mitregenten angenommen hatte, versprach anfänglich
ein zweiter Nero zn werden. Nach seiner Thronbesteigung änderte
er sich aber dergestalt, daß man ihn „die Liebe und die Lust
des menschlichen Geschlechtes" nannte. Große Unglücks¬
fälle, die über Rom kamen, namentlich Feuersbrunst und Pest,
sowie der Ausbruch des Vesuv, der die Städte Herculauum,
Pompeji und Stabiä verschüttete, gaben ihm hinlänglich Ge¬
legenheit, seine Güte und Menschenfrenndlichkeit zu zeigen. Er
hielt auch jeden Tag für verloren, an dem er keine Wohlthaten
8i. erwiesen. Leider starb er schon zwei Jahre und drei Mouate
uach seinem Vater.
238) Auf Titus folgte Domitian, anf dem der Verdacht
ruht, durch die Vergiftung seines Bruders sich den Weg zum
Throne gebahnt zu haben. Er kann ein zweiter Nero genannt
werden, nur gesellte sich der Grausamkeit und der Verschwen¬
dungssucht noch die Trägheit bei. Er ließ nicht nur viele Reiche
hinrichten, um ihre Güter eiuzuzieheu, souderu weidete sich auch
an den Qnalen und an dem Morde der Menschen. Auch gegen
auswärtige Feinde zog Domitian, triumphierte scheinbar über
Deutsche und Britannier und ließ sich Germaniens und Bri¬
tanniens nennen, mußte aber (als der erste römische Kaiser)
an die Daeier schimpflichen Tribut zahlen, um von thuen in
Ruhe gelassen zu werden. Als seine Gemahlin Domitilla er-
96. fuhr, daß sie ermordet werden sollte, kam sie ihm zuvor und ließ
ihn umbringen.