Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 10. Die Urreligion; Abfall von derselben. Das Heidentum. 21 
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Die Urreligion; Abfall von derselben. Das Heidentum. 
20) Die Urreligion hing auf das innigste mit der Ur- 
offenbarnng Gottes zusammen. Die ersten Menschen verehrten 
Gott so, wie sie von ihm selbst gelehrt worden, und wie er sich 
ihnen geoffenbart hatte. Die hauptsächlichsten Religionswahrhei¬ 
ten sprechen sich in der Feier des siebenten Tages als eines 
Ruhetages (Sabbath) und im Darbringen von Opsern aus. 
Dadurch legten die Menschen das Bekenntnis ab, daß Gott es 
sei, der Himmel und Erde und was darin ist, erschaffen hat, und 
daß der Mensch zu seinem Dienste berufen sei. Die Opfer ins¬ 
besondere erinnern daran, daß alle guten Gaben von Gott kom¬ 
men, dem wir dafür dankbar sein müssen, selbst mit Aufopferung 
unserer Habe. Nachdem die Sünde den Verkehr mit Gott ge¬ 
stört hatte und die natürlichen Anlagen der Menschen geschwächt 
nnd verdorben waren, so konnte die geoffenbarte Religion in 
ihrer Reinheit, nur noch bei denen gefunden werden, die treu und 
fest an der Überlieferung und an den Gebräuchen der Väter 
hielten und den Verlockungen zum Bösen standhaft widerstrebten. 
Ihnen erneuerte Gott auch seine Offenbarungen. Solche Männer 
waren Seth, Heuoch, Noah u. a. Bei den übrigen Menschen 
verlor sich die Urosfenbarung in dem Maße, in welchem sie sich 
von Adam und seiner Zeit entfernten, und an die Stelle der 
reinen Gotteserkenntnis traten die Vorstellungen der eigenen Ein¬ 
bildung. 
21) So vertauschten die Menschen die Herrlichkeit des unvergänglichen 
Gottes mit dem Gleichnisse und Bilde des vergänglichen Menschen, auch der 
Vögel und viersilbigen und kriechenden Tiere (Röm. 1, 23). Sie hielten 
sich an die Geschöpfe und vergaßen des Schöpfers. Was ihnen nützte, oder 
wovor sie sich fürchteten, was sie mit Ehrfurcht oder mit Schrecken erfüllte, 
das beteten sie an und erwiesen den Werken Gottes die Ehre, die dem 
Herrn gebührte, weil sie dieselben für Gott selbst hielten. So schwand der 
Glaube an den Einen wahren Gott nnd es entstand die Viel- 
götterei nnd infolge dessen der Götzendienst. Dieser Götzendienst 
prägte sich bei den verschiedenen Völkern verschieden aus, und es wirkte das 
Land, das sie bewohnten, die Beschäftigung, der sie sich ergaben, die 
Bildungsstufe, auf der sie standen, auf seine Formen ein. Zuerst betrachtete 
der Mensch die Natur, deren Erscheinungen seinem staunenden Auge sich 
darboten, und hielt Sonne, Mond und Gestirne für seine Beherrscher. Das 
Feuer, das ihm leuchtete, die Luft, die er einatmete, das Wasser, das ihn 
erquickte, die Erde, die ihm Früchte spendete, die Tiere und Pstanzen auf 
der Erde waren ihm göttliche Wesen. Vor Menschen, die er verehrte, oder 
die sich ihm überlegen zeigten, sei es durch die Kräfte des Geistes oder die 
Starke des Körpers, beugte er sich und hielt sie für übernatürliche Wesen. 
Zuletzt gab es Völker, die so tief sanken, daß sie vor leblosen Klötzen nieder-
	        
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