Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 160. Kriege gegen die Ungläubigen. Dritter u. vierter ital. Krieg. 437 
zurückkehren werde. Der Kaiser, dem mau geraten hatte, Franz nicht 
loszugeben, bis Burgund abgetreten sei, hielt es für unwürdig, an einem 
königlichen Ehrenwort zu zweifeln. Er begleitete den König bei seiner 
Entlassung noch eine Strecke weit, und unter einem Kreuze, welches am 
Wege stand, beteuerte Franz, daß man ihn für schlecht und nieder¬ 
trächtig halten solle, wenn er den Vertrag nicht halte. Als aber die 
Reichsstände Frankreichs den Vertrag wirklich nicht genehmigten, so er¬ 
klärte Franz I., daß er sich durch einen gezwungenen Vertrag nicht ge¬ 
bunden glaube. Um Krieg zwischen den Völkern zu vermeiden, forderte 
Karl den König zum Zweikampf heraus; Franz nahm die Heraus¬ 
forderung an, stellte sich aber nicht, und so entbrannte der Krieg, der 
mit einem für Frankreich schmählichen Frieden endigte. 
3. Im Frieden von Cambray zahlte Franz zwei Millionen Kronen, 
leistete Verzicht auf Mailand, Genua, Neapel uud alle Länder jenseits 
der Alpen. Aber obwohl er eine Heirat mit Karls Schwester Eleonore 
einging, trat er doch mit den deutschen Protestanten und selbst 
mit dem türkischen Sultan Soliman gegen den Kaiser in ein Bünd¬ 
nis, und brachte dadurch über Frankreich Unheil, über sich neue Demüti¬ 
gungen. Mit Mailand belehnte Karl großmütig den Franz Sforza, 
einen Bruder des vertriebenen Herzogs Maximilian, und als dieser am 
24. Okt. 1534 starb, seinen Sohn Philipp II. 
4. Der Zug Karls von Bourbon nach Rom hatte lediglich den 
Zweck, den unzufriedenen Soldaten Beute zu verschaffen; die deutschen 
Landsknechte erlaubten sich aber jeglichen Mutwillen gegen die Kardinäle 
und gegen die Religion. Ihr Anführer Georg von Frundsberg 
war auf dem Wege nach Rom erkrankt und mußte zurückbleiben. Karl V. 
wies in feinen Briefen alle Schuld an der Gefangenschaft des Papstes 
von sich ab und drückte sein Bedauern darüber ans, daß seine Soldaten 
in Rom so wild gehaust hätten. 
5. Karl V. und Klemens VII. wohnten zn Bologna vier 
Monate im nämlichen Palaste miteinander. Bei der Krönung Karls 
war übrigens kein deutscher Fürst zugegen und Karl V. ist der letzte 
deutsche Kaiser, der sich vom Papste frönen ließ. 
§ 160. 
Kriege gegen die Ungläubigen. Dritter und vierter italienischer 
Krieg (1536—1544). 
442) Nach der Eroberung Konstantiuopels hatteu die Türken 
zu verschiedenen Malen in das Abendland einzubrechen versucht. 
Sie hatten Rhodns erobert und waren besonders in Ungarn 
siegreich vorgedrungen. So lim an II. kam sogar bis Wien, be¬ 
lagerte aber dasselbe vergeblich. Drei Jahre nachher rüstete er 1529. 
sich, abermals Wien anzugreifen, besann sich aber eines bessern, 
da er die deutschen Fürsten einig sah. Weil von den Türken 
aus keine Gefahr drohte, beschloß Karl, der Seeräuberei auf 
der Küste vou Nordafrika ein Ende zu machen. Dort hatte 
Hayreddin Barbarossa den Fürsten Mulei Hassan von 
Tunis vertrieben und Algier und Tunis sich unterworfen.
	        
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