Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 184. England seit den Stnarts. 499 
welche die Haltlosigkeit dieses Anspruches einsah, ohne Vorwissen Josephs 
mit Friedrich II. Verhandlungen gepflogen, die zum Frieden von Teschen 
in Oberschlesien führten. Der dadurch beendigte Erbfolgestreit wird auch 
scherzweise Kartoffelkrieg genannt. Dem deutschen Fürsten¬ 
bunde, welcher den Austausch der Niederlande gegen Bayern hinderte, 
waren Sachsen, Hannover, Maiuz, Trier, Weimar, Gotha, Braunschweig, 
Mecklenburg, Zweibrücken, Hessen, Baden, Ansbach und Anhalt-Dessan 
beigetreten. 
4. Das größte Verdienst erwarb sich Kaiser Joseph durch die Aus¬ 
hebung der Leibeigenschaft (1. Nov. 1781). Er verringerte die 
Frondienste der Bauern und stellte allenthalben Fiskalprokuratoren an, 
welche die Grundholden gegen unbillige Anforderungen der Gutsbesitzer¬ 
in Schutz nehmen mußten. Dnrch das Toleranzedikt vom 22. Juni 
1781 erhielten die Protestanten volles Staatsbürgerrecht und die Freiheit 
eines stilleu Gottesdienstes in Bethäusern ohne Turm und Glocken. 
8 184. 
England seit den Stuarts. 
(1603—1775.) 
501) Auf Jakob I. hatten sowohl die Katholiken als bieleos- 
Presbyterianer ihre^Hoffnnngen gerichtet. Die Katholiken er- 1625- 
warteten von dein Sohne der Maria Stuart Aufhebung der 
Strafgesetze, während die Presbyterianer die strenge Durch¬ 
führung der Reformation erwarteten, da er im presbyterianifchen 
Bekenntnis auferzogen ward. Aber Jakob trat auf die Seite 
der englischen Hochkirche, da diese dem Könige die höchste Gewalt 
in Glaubenssachen (Supremat) einräumte, und gab die Katholiken 
schonungslos preis. Die Pnlververschwöning des Guy Fawkes 
(Fahks) war die Veranlassung, daß diese Strafgesetze noch ver¬ 
schärft wurdeu. 
502) Sein Sohn, Karl I., erregte den Haß der Schottländer 1625- 
dadnrch, daß er auch ihnen die bischöfliche Verfassung aufdriugeu 1649' 
wollte. Mit den Engländern aber verfeindete sich Karl, weil 
er das Parlament, das die geforderten Stenern nicht bewilligte, 
aufhob und viele Jahre ohne Parlament regierte. Um nun gegen 
die Schotten, die zur Verteidigung ihrer kirchlichen Gerechtfame 
einen Bund (Covenant, Köwinänt) geschloffen hatten, Krieg füh¬ 
ren zu können, mußte er doch wieder ein englisches Parlament 
berufen. Allein dieses Parlament — von der ungewöhnlich lan¬ 
gen Dauer seines Beisammenseins das lange Parlament ge¬ 
nannt — machte nicht nur die einflußreichsten Ratgeber Karls, 
den Erzbischof Laud (Load) und den Grafen Strafford 
(^träförd), für dessen Mißregierung haftbar und ließ sie hin¬ 
richten, sondern legte auch sich selbst die höchste gesetzgebende Ge-
	        
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