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akademie die von Napoleon eingeführte neue Kriegsführung lehrte. Er
führte das System ein, die innerhalb vier Monaten im Dienste ausge¬
bildeten Soldaten zu entlassen und dnrch Rekruten zu ersetzen, wodurch
er die Wehrkraft vermehrte. Scharnhorst starb als Generalleutnant
am 28. Juni 1813 zu Prag an den Wunden, die er bei Großgörschen
empfangen hatte. — Gebhard 2 e b e recht Blücher, Fürst von
Wahlstatt, war der Sohn eines mecklenburgischen Gutsbesitzers. Mit
16 Jahreu war er schwedischer Husar, trat später in preußische Dienste
und erhielt als Rittmeister beit Abschied, beit er verlangte, weil ihm ein
jüngerer Rittmeister bei ber Beförderung vorgezogen wnrbe. Mehrere
Jahre lebte er als einsichtsvoller Lanbwirt ans bem Lanbgute seines
Schwiegervaters uub würbe erst 1787 wieber in ber preußischen Armee
angestellt, in welcher er nun rasch avancierte, so baß er 1801 schon
Generalleutnant war. Seit er an ber Katzbach sehten Solbaten zuge¬
rufen hatte: „Vorwärts, Kinber, vorwärts!" erhielt er den Bei¬
namen: Marschall Vorwärts. Als es sich barnm hanbelte, ob
mau bem besiegten Napoleon ans ben französischen ©oben folgen 1 olle,
gab seine mutige Entschlossenheit, mit ber er vorwärts brängte, ben Ans-
ichlag. Er starb 1820 im 78. Jahre. Blüchers Generalquartiermeister
war Graf Neibharbt von Gneisen an, geb. 1760, ber Sohn eines
österreichischen Hanptmanns; er hatte unter ben österreichischen uub 6ai)-
veuthijchen Truppen gebient, war 1780 mit letztem nach Amerika gegangen
ltnb 1786 in bas preußische Militär eingetreten. Sein Name ist mit
ben von Blücher erfochtenen Siegen unzertrennlich verbnnben. Als bie
Universität Oxforb Blücher bei einem Besuche in (Sngtnnb zum Doktor
ernannte, sagte biefer: „Wenn ich Doktor bin, muß Gneisenau wenigstens
Apotheker sein, beim wir beibe gehören zusammen." Gneisenau starb
als Generalfelbmarschall 1831 zn Posen. — Friebrich Wilhelm
Freiherr von Bülow, Graf von Dennewitz, 1755 iit ber Altmark
geboren, erfocht hauptsächlich beit Sieg von Großbeere n, burch ben
Berlin gerettet würbe. Er fotnmanbierte unter betn Kronprinzen (später
König X'arl XIV. Johann) von Schweben (Bernabotte) ein preußisches
Armeekorps. Bernabotte, ben Kaiser Aleranber als Oberbefehlshaber
durchsetzte, wollte seine Schweben schonen urtb es mit beit Franzosen nicht
Derberbeil, weil er sich schmeichelte, nach Besiegung Napoleons an beffen
Stelle treten zu können. Er wich beshalb jebem entscheibenben Schlage aus
imb brachte babttrch bie Alliiertet: in bie größte Gefahr. Da schlug Bülow
auf eigene Faust bei Großbeeren los unb gewann gegen Oubinot bie
Schlacht, an ber kein Schwebe unb kein Russe teilnahm. Dessenungeachtet
schrieb ber Kronprinz sich ben Sieg zu unb ließ sich basiir beforteren.
Bülow, ber als Gras von Dennewitz in ben erblichen Grasenstaitb
erhoben wnrbe, starb schon 1816 als Gouverneur von Königsberg.
5. Der treueste Verbüubete Napoleons war ber König Friebrich
August I. von Sachsen, ber von 1807—1814 zugleich Herzog von
Warschau war. Er befaub sich roähreitb ber Schlacht von Leipzig zu
Dresbeu unb wnrbe gefangen nach Berlin abgeführt. Später^ bnrfte er
seinen Aufenthalt in Preß bürg nehmen, aber erst am 7. Juni 1815
wieber nach Dresben zurückkehren, nachbetn er an Rußlanb bas Herzog¬
tum Warschau unb an Preußen ein Gebiet von 20800 qkm mit
845 200 Seelen abgetreten hatte.
6. In ber Völkerschlacht bei Leipzig stauben 250 000 Alliierte 170000
Franzoftn gegenüber. Das Oberfomtnaiibo führte Fürst Schwarzen¬
berg. Unter ihm befehligten Barclay, Wittgenstein unb ber preu-