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li ga, welche die Rechte des irischen Volkes zu vertreten sich zur
Aufgabe setzte. Die Regierung brachte zwei Bills ein, die irische
Landbill, welche den Pächtern eine billige und feste Rente
sichern, durch Vorschüsse die Erwerbung von Grundeigentum er¬
leichtern und die Auswanderung in englische Kolonien erleichtern
sollte, und eine Zwangsbill, welche der Regierung gestattet,
einzelnen Personen gegenüber, welche sich Ungesetzlichkeiten zu
schulden kommen lassen, die Habeaskorpusakte zu suspendieren.
Die erstere Bill befriedigt auch die Gemäßigten nicht und die
letztere steigerte die Unzufriedenheit. Obwohl die katholischen
Bischöfe fortwährend mahnen, die Bahn der Gesetzlichkeit nicht
zu verlassen, und der Papst selbst in einem Schreiben seine
3. Ja-Stimme erhob, so ist doch zu befürchten, daß die gottlose Toll-
188°/. kühnheit der amerikanischen Fenier die irische Frage „mit Dynamit"
zu lösen versucht.
Anmerkungen.
1. Der Krieg gegen die Aschantis wurde durch Eroberung der Haupt¬
stadt Kumaschi (in Nord-Guinea) beendigt (4. Februar 1874). Den
Krieg mit den Zulukafferu beendigte die Gefangeunehmung des Häupt¬
lings Eettewayo (Ketschwajo), der noch gefangen ist (1881).
2. Der Herrscher von Afghanistan, Dost-Mohammed, hinterließ
16 Söhne, von denen Schir-Ali der Nachfolger rvurde. Nach dem
Tode des Dost-Mohammed wollte Schir-Ali keine englische Gesandt¬
schaft bei sich aufnehmen, was das Einrücken englischer Truppen und die
Eroberung von Kabul und Kandahar zur Folge hatte. Schir-Ali
schloß mit England einen Frenndschaftsvertrag, um gegen seine Ver¬
wandten , die ihm den Thron streitig machten, desto kräftiger auftreten
zu können, und auch der gegenwärtige, von England anerkannte I akub-
Eh au ist im Kriege gegen den Kronprätendenten Abdnrrhaman-
Ehan begriffen, der von Rußland begünstigt wird. Unterdessen gingen
Kabul uud Kandahar wieder verloren (1879) und wurden wieder
erobert, und führt der englische General Roberts von dem befestigten
Lager Snthergardan ans den Krieg mit den Aufständischen mit ab¬
wechselndem Erfolge (1880).
3. Im Kapland, von dem die Engländer (1806) wieder Besitz ge¬
nommen hatten, bestand ein großer Teil der Einwohner ans eingewan¬
derten Niederländern, von denen aber viele, unzufrieden mit der englischen
Wirtschaft, auswanderten (1835) und zwischen den Flüssen Vaal und
Limpopo die Transvaalsche Republik gründeten. Andere grün¬
deten einen Freistaat am Oranjefluß, und so bestanden zwei voneinander
unabhängige Republiken. Die Niederländer nannten sich 2)oers (Buhreu
— Bauern, woher der Name Bauerurepubliken). Mißhelligkeiten, welche
unter ihnen entstanden, und Kriege mit den Eingebornen gaben den
Engländern Veranlassung, sich einzumischen uud die Trausvaalsche^ Re¬
publik sich einzuverleiben (1877). Die Boers waren aber dazu fernes-
wegs geneigt, sondern nahmen de» Kampf auf und brachten den Eng¬
ländern hintereinander drei empfindliche Niederlagen bei. Die englische
Regierung unterhandelte; während der Unterhandlungen aber griff Ge-