Full text: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

'2 Das Altertum. 
Land in der Welt eine stärkere Bevölkerung gehabt haben. Die Dichtia- 
,fett der Bevölkerung war im Ganzen doppelt so stark, als sie aeqenwärtia 
tn den bevölkertsten Staaten Deutschlands ist. Diese Bevölkerung teilte 
sich in eine Unzahl von Vö^kerstänirnen, deren jeder einen eiaenen König 
hatte. Die Israeliten waren aber ebenfalls zu einem furchtbaren Volke 
herangewachsen, und zählten beim Auszuge ans Ägypten 600 000 streit¬ 
bare Männer, ohne die Weiber, Kinder und Greise. So kam es, daß 
Saul einmal 330 000, ein andermal 210 000 Mann dem Feinde ent¬ 
gegenführen sonnte. Daß diese Ausrottung oder Vertreibung der Ein¬ 
geborenen notwendig war, wenn die Israeliten Platz haben sollten, ver¬ 
stand sich also von selbst. Allein die Kanaaniter, unvermischte Abkönnn- 
linge Chams, waren auch uuter allen alten Völkern die schrecklichsten und 
blutdürstigsten, und es war nur ein gerechtes Gericht, das über sie kam 
wenn Gott ihre Ausrottung befahl. Man erschrickt, wenn die Heilige 
Schrift erzählt, daß die Israeliten dem Könige Adonibezec (König 
von Bezee) die Spitzen an Händen und Füßen abhauen ließen; aber 
man begreift die Gerechtigkeit der Strafe, wenn man den Adonibezec 
jammern hört: Siebeuzig Könige mit abgehauenen Spitzen au Händen 
und Füßen lasen den Abfall der Speisen unter meinem Tische auf: wie 
ich gethan, also hat Gott mir vergolten (Richt. 1, 6). 
2. Mit Samuel beginnen die Prophetenschulen, d. H. Schulen, 
iit welchen Knaben im Gesetze Gottes unterrichtet wurden, die dann 
imter das Volk gesandt wurden. Die Prophetenschnlen entstanden aus 
eine höchst einfache Art. Männer, welche durch außerordentliche Einsicht 
sich auszeichneten und mit übernatürlicher Erleuchtung begabt wurden, 
fanden bald Jünger, die sich an sie anschlössen, und wählten Jünglinge, 
welche sie als ebenfalls besonders begabt erkannten. Da sie Eiferer 
waren für das Gesetz, so unterrichteten sie ihre Schüler vorzüglich in den 
Satzungen, die der Herr geboten, und bedienten sich derselben, um durch 
sie überall da, wo sie selbst nicht hinkommen konnten, anf Beobachtung 
des Gesetzes zu dringen. Diese Jünger der Propheten wurden auch 
Pro p he ten söhne genannt, da bei den Inden der Lehrer als Vater, 
der Schüler a's Sohn bezeichnet wurde. Samuel war der erste, der 
solche Jünger an einem bestimmten Orte sammelte nnd sie unterrichten 
ließ. Nebst dem Mosaischen Gesetze war es der heilige Gesang und die 
heilige Musik, die sie erlernten, so daß sie unter dem Klange der Harfen, 
Flöten, Pansen und Zithern Vorträge hielten. Ihnen haben wir auch 
sicherlich die Sammlung der heiligen Gesänge und der heiligen Geschichten 
zu verdanken. Wie sie aber unterrichtet wurden, so wurden sie auch zu 
einem strengen und heiligmäßigen Leben angehalten. Es sollte die Kraft 
des Gesetzes in ihrem Wandel sich offenbaren. Diesem heiligen Leben 
verdankten Manche dann das Gnadengeschenk der Prophetie oder der 
himmlischen Erleuchtung und Weissagung. Aber auch solche Männer, 
welche nicht in Prophetenschnlen gebildet waren, wurden durch Gott von 
ihrem bürgerlichen Berufe weg zum Prophetenamte berufen, wie z. B. 
Osea und Amos, Prophetenschulen gab es in Nama, Jericho, Bethel 
und Gilgal. Die Zahl solcher Propheten war sehr groß, denn als Je¬ 
zabel die Propheten morden ließ, versteckte Abdlas hundert vor ihrem 
Zorn in zwei Höhlen (3. Kön. 18, 4). Sie waren die strengsten Sitten¬ 
richter der Vornehmen nnd darum sehr unbequem. Da sie vom Volke 
hochgeehrt wurden, so standen auch bald falsche Propheten auf, die den 
Leidenschaften des Volkes schmeichelten und selbst den Götzen dienten.
	        
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