§ 26. Das babylonische Weltreich.
67
Euphrat ableiten lassen und drang in jener Nacht durch das
Flußbett in die Stadt ein. Beltschaza^wurde überfallen und
mit seinen Gästen niedergehauen. An die Stelle des babylonischen v
Weltreiches trat das persische unter Cyrns.
Anmerkungen.
1. Reihenfolge der babylonisch-chaldäischen Könige.
Nabopolassar 625-606; Nabnchodonosor 606—562; Evil m e-
rodach 562—560; Neriglissar 560—556; Laborasoarchod 556;
Nabonid 556—539. Dieses mächtige Reich dauerte unter 6 Königen
dennoch nur 86 Jahre, worunter Nabuchodonosor allein 42 Jahre regierte.
Während dieser 42 Jahre war er 7 Jahre lang von einer Geistes¬
krankheit befangen, in der er sich für ein Tier hielt. Unterdessen führten
die Königin Nitökris und Daniel die Regierung.
2. Babylon war in einem Viereck gebaut, desseu Seiten je sechs
Stunden laug waren, so daß es nach dem Berichte des Aristoteles nicht
sowohl eine Stadt, als ein Volk einzuschließen schien. Die Mauer, welche
die Stadt einschloß, bestand aus gebrannten Ziegeln nnd war mit Asphalt
gekittet. Sie war 120 m hoch, 18 m dick und hatte 250 mit Erz bedeckte
Türme, seder 40 m hoch. Um die Stadtmauer herum gingen breite und
tiefe Wassergräben. An jeder Seite der Stadtmauer befanden sich 25 Thore
von Erz, die genan einander gegenüberlagen nnd durch gerade Straßen
miteinander verbunden waren, so daß die Stadt 676 regelmäßige Vierecke
enthielt, die aus drei- und vierstöckigen Häusern bestanden, die wieder
viereckig gebaut waren nnd im Innern einen Garten einschlössen. Auch
an der Flußseite der beiden Stadtteile erhoben sich hohe Mauern, deren
jede ebenfalls 25 Thore hatte. Es bestand Babylon demnach ans zwei
Festungen, deren die eine am rechten, die andere am linken Ufer des
Euphrat lag. Beide Festungen waren durch eine 900 m lange uud 9 m
breite Brücke miteinander verbunden. Aus der Westseite des Euphrat war
der Tempel des Bel (f. § 14, Anm. 3) von einer dreifachen Mauer
umgeben. Auf der Ostfette des Euphrat war die neue Köuigsburg mit
den hängenden Gärten der Semiramis, die aber wahrscheinlich
erst Nabnchodonosor für feine medische Gemahlin erbauen ließ.
3. Die hängenden Gärten waren Anlagen, von denen eine
jeweils höher als die andere war. Ans einem Vierecke, von dessen Seiten
eine jede 120 m hatte, stand eine Anzahl Pfeiler und Bogen von ver¬
schiedener, aber gleichmäßig sich abstufender Höhe, welche steinerne Platten
trugen. Auf diesen Platten lag eine Schicht Asphalt mit Schilfrohr ver¬
mengt; dann kam eine zweifache Schicht von Steinen, welche mit Gips
verbunden waren; auf diesen drei Schichten tagen dicke Bleiplatten, und
auf diesen Bleiplatten eine Erdfchichte, so dick, daß die stärksten Bäume
darin Wurzel fassen konnten. So lagen also auf diesen Pfeilern terrassen¬
förmige Gärten. Auf der obersten Anlage war ein Räderwerk, mit dem
Wasser hinausgeschafft werden konnte, um die Anlagen zu bewässern. Von
drei Seiten waren diese Gärten frei, auf der vierten waren sie abgeschlossen
durch eine hohe Mauer. Diese hängenden Gärten gehören zu den
sieben Wunderwerken der Welt. (Die sechs anderen sind: der
Tempel der Diana zu Ephesus, die ägyptischen Pyramiden, die Bildsäule
des olympischen Jupiter von Phidias, das Mausoleum, d. i. das Grab¬
mal des Königs Mausolos zu Halikarnaß, der Koloß von Rhodus und
der Leuchtturm zu Alexandria.)
539
.Chr.