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SBotertond hingeben", schrieb er in jener Zeit. Und seinen Räten
ine er wahrend seiner Krankheit um so früher zn sich befchieb, saate
er: „Mein Leben ist ans der Neige. Die Zeit, die ich noch
habe, muß ich benutzen, sie gehört nicht mir. sondern dem
Staate." — ©eil dem Frühjahr 1786 litt er an der Wassersucht.
Um 17. August desselben Jahres wurde er durch einen sauften Tod
abgerufen und bald darauf in der Garuisoukirche zu Potsdam bei¬
gesetzt. Auf die Trauerkunde von dem Tode des großen Herrschers
ries ein schwäbisches Bäuerlein tiefbekümmert aus: „Wer soll nun
die Welt regieren?" Ein österreichischer Minister, ein Feind Friedrichs
aber sagte: „Wann wird wieder ein so großer König das Scepter
fuhren." In dem letzten Denkmal seiner Herrschertreue und Königs¬
huld seinem Testamente, heißt es zum Schluß: „Meine letzten Wunsche
un Augenblick^ des Todes werden dem Glücke des Staates gelten.—
Möge Preußen dauernd blühen bis ans Ende der Zeiten."
XII. Friedrich Wilhelm II. (1780—97),
1. Da Friedrich der Große keine Kinder hinterließ, folgte ihm
sem Neffe Friedrich Wilhelm, der Sohn seines Bruders August
Wilhelm, in der Regierung. Er war ein aufrichtiger Menschenfreund,
weichherzig und wohlwollend, doch sehr den Lebensgenüssen zugethan
und willensschwach. Deshalb ließ er sich von Günstlingen leiten,
die das Wohl des Staates nicht immer im Auge hatten. 1. n
2. Seine eisten Regierungshandlungen fanden ungeteilten
Beifall. Die unter Friedrich II. mißachtete Muttersprache wurde
am Hofe in ihre Rechte eingesetzt, die seit Jahren eingegangene
Akademie der Künste erneuert. Die Beseitigung des Kaffee- und
Tabaksmonopols und die Entlassung der französischen Zollbeamten
erregten allgemeine Freude. Freilich mußten zum Ersätze der aus¬
fallenden Staatseinnahmen bald neue Steuern eingeführt werden.
3. Friedrich II. hatte die wichtigsten Verwaltungsarbeiten selber
ausgeführt. Mit seinem Tode mußten die königlichen Behörden
weiter ausgebildet werden. Die Leitung der Angelegenheiten des
Heeiev übertrug der König dem ueueu „Kriegsdirektorium";
er rügte die Schroffheiten des Werbeshstems und untersagte die rohe
Behandlung der Soldaten. — Durch Errichtung des „Oberschul-
kollegiums" wurde das Erziehungswesen gefördert. Diese Behörde
beaufsichtigte das höhere und niedere Schulwesen und trug Sorge
für die Verbesserung des Unterrichts und die Heranbildung von