22
Kirche tritt voll Ehrfurcht der mit den priesterlichen Verrichtungen
betraute, zu dem Kranken gerufene Klosterbruder, Kelch und die sorgsam
verhüllte Hostie in der Hand haltend. So macht uns das Bild mit
den Hauptbestrebungen und Hauptverrichtungen der Mönche bekannt.
t VII. Karl der Grotze und seine Zeit.
768-814.
t a) Seine Person. — Ziel. Karl der Große, Pipins Sohn,
war erst 26 Jahre alt, als er mit seinem Bruder gemeinsam die
Regierung übernahm (768). Schon nach drei Jahren gelangte er
durch den Tod des letzteren in den Besitz des ganzen Landes. Er
war von großer Gestalt und starkem Körperbau, hatte ausgezeichnete
Geistesgaben, strahlende Augen und eine wohlklingende Stimme.
Seine ganze Erscheinung ließ den geborenen Herrscher erkennen.
Innerhalb des Reiches war durch seine Vorfahren Ruhe und
Ordnung hergestellt worden. Sein Bestreben ging zunächst dahin,
die unruhigen Grenznachbarn zu unterwerfen, sein Reich nach allen
Seiten auszubreiten und aus diese Weise ein christlich-deutsches Welt¬
reich zu gründen. Seine lange Regierung ist in Verfolgung dieses
Zieles durch eine Reihe von Kämpfen ausgefüllt, in denen er
schließlich überall den Sieg davontrug.
f b) Karl als Kriegsheld. Durch hohen Mut und unbesieg-
liche Tapferkeit ausgezeichnet, schreckte Karl vor keiner Gefahr zurück
und war seinen Kriegern auf seinen Erobernngszügen ein leuchtendes
Vorbild.
1. Seiu erstes Unternehmen und die Hauptarbeit seines Lebens
galt der Unterwerfung der Sachsen. Dem kampftüchtigen Volke
fehlte noch immer feste Einheit und innerer Zusammenhang. Wieder¬
holt hatte es räuberische Einfälle in das fränkische Gebiet gemacht.
In dem Vernichtungskampfe, den Karl gegen die Sachsen eröffnete,
leisteten sie zähen Widerstand und verteidigten ihren Glauben, ihre
Rechte und Freiheiten bis aufs äußerste. Der Rufer zum Kampf,
der unermüdliche Ordner der Schlacht war der Sachsenherzog
Widukind. Mit der Einnahme der festen Eresburg und der Zer¬
störung der Jrminsäule, eines riesenhaften Baumes, auf dem nach
dem Glauben der Sachsen das Weltall ruhte, wurden die Feind¬
seligkeiten eröffnet. Waren die Sachsen in blutigen Schlachten ge¬
schlagen und kampfunfähig gemacht, so unterwarfen sie sich und ge¬
lobten Treue und Annahme des Christentums. Nach der Entfernung