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die ihre vermeintlichen Ansprüche auf den Thron geltend machen
wollten. In den so entbrannten inneren Kämpfen war Otto überall
siegreich. Alle Unruhestifter bis auf Ottos jüngeren Bruder Heinrich
verloren das Leben. Die erledigten Herzogtümer übertrug der König
seinem Sohne Ludolf und seinem Schwiegersöhne Konrad. Heinrich,
der im Dome zu Frankfurt seines Bruders Vergebung erfleht und
erhalten hatte, bekam das Herzogtum Bayern. Franken und Sachsen
verwaltete Otto zunächst selbst; später überließ er sein Stamm-
herzogtum seinem Freunde Hermann Billung. Auf solche Weise
suchte der König, der sich Karl den Großen zum Vorbilde nahm, die
Einheit des Reiches herzustellen und die Macht der Krone zu heben.
t 3. Machterweiterung nach außen. Nach Norden unternahm er
einen erfolgreichen Zug gegen die Dänen und gründete die Mark
Schleswig. Im Osten erkannten die Böhmen seine Oberhoheit an.
Den Krieg gegen die Wenden setzte er fort. In diesen Kämpfen
gewann er, durch Hermann Billung und den Markgrafen Gero
unterstützt, das Laud zwischen Elbe und Oder. Durch Gründung
zahlreicher Bistümer (Brandenburg, Havelberg, Meißen, Merseburg
u. a.) suchte er das Christentum zu befestigen. Der Lieblingsaufenthalt
seiner Gemahlin Editha, einer englischen Prinzessin, war Magdeburg,
das sich in jenerZeit schnell vom Fischerdorfe zum Sitze eines Erzbischofs
erhob. Vor dem Rathause der Stadt steht daher Ottos Denkmal.
Wie Karl der Große, so zog auch Otto wiederholt nach Italien.
Zu seinem ersten Zuge veranlaßte ihn der Hilferuf der von dem Mark¬
grafen Berengar bedrängten Königswitwe Adelheid. Da sie es ablehnte,
den Sohn des letzteren zu ehelichen, wurde sie hart bedrängt. Mit
Hilfe treuer Freunde gelang ihr die Flucht. Otto eilte herbei, unter¬
warf ihre Bedränger und erwählte sie, da Editha vor Jahren ge¬
storben war, zu seiner Gemahlin. Freudig willigte Adelheid ein.
Durch diese Verbindung wurde Otto König von Italien.
Die allgemeine Freude unterbrach der Aufstand der Ver-
wandten des Königs in Deutschland. Otto eilte über die Alpen.
Nach hartem Kampfe baten Ludolf und Konrad um Vergebung
und erhielten sie. Ihrer Herzogtümer gingen sie indes verlustig.
14. Die Ungarnschlacht auf dem Lechfelde. 955. Plötzlich wurde das
deutsche Volk von der Kunde erschreckt, die Ungarn seien ins Land
eingefallen. Mit Entrüstung vernahm man zugleich, daß die Auf¬
rührer sie herbeigerufen hatten. Alles eilte zu deu Waffen, um die
Landesfeinde zu vertreiben. Die Hauptmacht der Ungarn drang
bis zum Lech vor und erschien vor den Thoren Augsburgs. Tapfer