Full text: Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig (Nr. 20)

IV 
erreichten diese ein offenes Feld westlich von Detmold. Der Kampf begann aufs 
neue, uud die Römer wurden fast gänzlich vernichtet. Als Barns sah, daß alles 
verloren war, stürzte er sich verzweiflungsvoll in sein Schwert. Augustus aber, 
von dem Ausgange der Schlacht benachrichtigt, zerriß wehklagend seine Kleider, 
rannte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Barns, 
Varus, gib mir meine Legionen wieder!" 1875 ist dem Befreier Deutschlands 
auf dem Teutoburger Walde, unweit Detmold, ein Denkmal errichtet worden. 
(„Friedliche Einwirkung Roms auf Deutschland" siehe Deutsche Jugend 5, S. 135!) 
3. Die Völkerwanderung und die L^unnenschlacht. 
1. Einfall der Hunnen und Völkerwanderung. Ums Jahr 375 n. Chr. 
kamen die Hunnen, ein wildes Reitervolk, aus den Steppen Asiens nach Europa. 
Sie hatten hervorstehende Backenknochen, schiefgeschlitzte Augen, schwarzes, struppiges 
Haar, eine gelbe Gesichtsfarbe und waren sehr roh und grausam. Bei ihrem 
Einfall in Europa verdrängten sie zunächst die Alanen (zwischen Wolga und Don) 
und dann die West- und Ostgoten (durch den Dniestr getrennt). Diese Völker 
verdrängten wieder andere, und so entstand unter fast allen Völkern Europas 
eine große Bewegung, die an 200 Jahre dauerte und mit dem Namen „Völker¬ 
wanderung" bezeichnet wird. 
2. Die Westgoten gingen über die Donau und ließen sich südlich von diesem Flusse 
nieder. Ums Jahr 400 stand an ihrer Spitze der König Alarich. Dieser zog nach Italien 
und eroberte Rom. Dann ging er weiter nach Süden, um von Sicilien aus nach Afrika 
überzusetzen. Doch er kam nur bis Cosenza am Busento. Hier starb er nach kurzer Krank¬ 
heit, erst 34 Jahre alt. (Deutsche Jugend 4, S. 141: Das Grab im Busento.) Nach 
Alarichs Tode führte sein Schwager die Westgoten nach Gallien und gründete hier das 
Westgotenreich, das sich später auch über Spanien ausdehnte. 
3. Attila. Der mächtigste König der Hunnen war Attila. Er lebte um 
die Mitte des fünften Jahrhunderts und wohnte im heutigen Ungarn. In einem 
Dorfe zwischen Theiß und Donau hatte er seine Residenz. Sein Plan war, sich 
ganz Europa zu unterwerfen. Deshalb zog er mit V2 Million Streiter nach 
Westen. Seine wilden Scharen kannten kein Erbarmen. Weder Mann noch 
Weib, weder Greis noch Kind blieb von ihnen verschont. Die Dörfer und 
Städte wurden in Aschenhaufen verwandelt, die Felder verwüstet. „Wohin der 
Huf von Attilas Pferd trat, da wuchs kein Gras mehr". So kam er durch das 
heutige Östreich und Bayern, setzte über den Rhein, zerstörte Worms, Stra߬ 
burg und Metz und drang bis an die Loire vor. Furcht und Schrecken ging vor 
ihm her, so daß er vom Volke als „Gottesgeißel" angesehen wurde. 
4. Die Hunnenschlacht. In Frankreich aber stellte sich den Hunnen ein 
gewaltiges Heer entgegen; es war aus Römern, Burgundern, Westgoten und 
Franken zusammengesetzt. An einem Herbsttage 451 kam es auf den Katalannischen 
Feldern (bei dem heutigen Troyes) zur Schlacht. Vom frühen Morgen bis zum späten 
Abend dauerte der Kampf. Ant Abend sollen über 160000 Leichen das Schlachtfeld 
bedeckt haben. Attila wurde vollständig besiegt und zog sich nach Ungarn zurück. Zwei 
Jahre darauf starb er. Nach seinem Tode zerfiel sein Reich, und die Hunnen kehrten 
in die Steppen Asiens zurück. So war Europa vor ihnen gerettet. 
Nach der Sage wurde schon ein Jahr vorher (450) eine Hunnenschar unter Attila 
bei Stet er bürg (in der Nähe von Wolfenbüttel) so vollständig vernichtet, daß nur der 
König selbst mit sieben Mann entkam. Auch bei Groß-Steinum soll ein Kampf mit 
den Hunnen auf einer Wiese stattgefunden haben, die noch heute die „Hunnenwiese" heißt.
	        
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