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wählten sich die Schleswig-Holsteiner den König von Dänemark zu ihrem Her¬
zoge. Dieser mußte ihnen jedoch in einem Vertrage die Zusicherung geben, daß
die Herzogtümer „up ewig ungedeelt" bleiben und niemals Dänemark einverleibt
werden sollten. 1815 wurde Holstein in den Deutschen Bund ausgenommen.
Als aber 1863 ein neuer König den dänischen Thron bestieg, erklärte er Schleswig
für eine dänische Provinz. Damit war jedoch der Deutsche Bund nicht einver¬
standen, und die beiden Großmächte, Österreich und Preußen, schickten unter dem
Generalfeldmarschall Wraugel ein Heer in die Herzogtümer, die Freiheit der
Schleswiger zu erkämpfen.
2. Sturm auf die Düppeler Schanzen. Die Dänen stellten sich bei den
„Danewerken" zur Wehr. Als aber Prinz Friedrich Karl über die Schlei gesetzt
war, zogen sie sich nach den „Düppeler Schanzen" zurück. Auf einer kleinen
Halbinsel, dem Suudewitt, waren nämlich bei Düppel 10 gewaltige Schanzen
errichtet, deren Eroberung noch durch Palisaden, Drahtzäune und tiefe Gräben
erschwert war. Am 18. April sollte der Sturm auf diese Schanzen stattfinden.
In der Nacht vorher begaben sich die dazu bestimmten Regimenter in die Lauf¬
gräben. Mit Anbruch des Tages begannen die Kanonen noch einmal ihre Arbeit.
Plötzlich nm 10 Uhr entsteht eine Pause; dann fällt noch ein Schuß. Das ist
das Zeichen zum Angriff. Mit Hurra und unter dem Klange der Musik brechen
die Krieger aus den Laufgräben hervor und stürzen auf die Schanzen los. Da
starren ihnen die mannshohen Palisaden entgegen; es entsteht ein Aufenthalt.
Doch Pionier Klinke weiß Rat. Mit den Worten: „Wartet, Brüder, ich öffne
euch die Tür!" wirft er seinen Pulversack gegen die Planken, legt ein Stück
brennenden Schwamm darauf, und mit furchtbarem Gekrach fliegen die Palisaden
in die Luft — der tapfere Klinke mit. Bald sind die Stürmer oben; mit
Kolben und Bajonett wird der Widerstand der Dänen gebrochen, und um Mittag
sind sämtliche 10 Schanzen im Besitz der Deutschen.
3. Übergang nach Alfen. Mit dem Rest des Heeres zogen sich die Dänen
auf die Insel Alsen zurück. In der Nacht vom 28. auf den 29. Juni fetzten
die Preußen unter Herwarth von Bittenfeld auf 160 Kähnen nach Alsen hin¬
über. Mit Hurra stürmen die Krieger das steile Ufer hinan; was sich wehrt,
wird niedergemacht. In wenigen Stunden ist die Insel erobert.
4. Friede. In dem Frieden zu Wien trat Dänemark die beiden Herzog¬
tümer Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen ab.
d. Der Deutsche Krieg. 1866.
1. Ursache. Die Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden anfänglich
von Österreich und Preußen gemeinsam verwaltet. Es kam jedoch bald zu Streitig¬
keiten. Österreich wollte in Deutschland herrschen; das konnte es nur mit Hilfe der
Kleinstaaten. Daher begünstigte es die Erbanfprüche des Herzogs Friedrich von
Augustenburg auf Schleswig-Holstein. Preußen aber wollte diesen als Herzog in
Schleswig-Holstein nur dann anerkennen, wenn ihm die Militärhoheit zu Lande und
zur See zugestanden werde. Das, wollte er nicht. 1865 schloffen Österreich und
Preußen den Vertrag zu Gastein: Österreich sollte Holstein, Preußen Schleswig ver¬
walten. Im übrigen behielten beide gleiche Rechte ans die Herzogtümer. Österreich
fuhr jedoch fort, die Erbanfprüche des Augusteuburgers zu unterstützen. Da besetzte
Preußen Holstein und forderte den Oberbefehl über das norddeutsche Heer. Nun
beschloß der Bundestag in Frankfurt mit 9 gegen 5 Stimmen den Krieg gegen
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