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Die Kämpfe um Metz.
1. Vionville und Mars la Tour. 16. August. Bei Metz zog Bazaiue
eine große Armee zusammen. Bald merkten jedoch die Deutschen, daß es seine
Absicht war, nach Westen abzuziehen und sich mit Mac Mahou zu vereinigen.
Dieser Plan sollte vereitelt werden, weshalb man ihm in Eilmärschen zuvorzu¬
kommen suchte. Am 16. August entspann sich ein heftiger Kampf westlich von
Metz bei Vionville und Mars la Tour. Der Feind hatte die Übermacht; dazu
hatte er sich in den Wäldern eine feste Stellung geschaffen. Ganze Reihen der
Deutschen wurden niedergeschmettert, aber andere rückten an ihre Stelle, und
allmählich gelang es, den Wald zu erreichen. Jetzt kam das Bajonett an die
Reihe, und bald mußten die Franzosen weichen. An einer Stelle hier waren
neun feindliche Batterien aufgepflanzt. Diese aber wurden durch den berühmten
Todesritt der Halberstädter Kürassiere und altmärkischen Ulanen genommen.
(Deutsche Jugend 5, Anhang S. 324: Die Trompete von Vionville.)
In der Schlacht bei Vionville zeichneten sich die Braunschweiger Husaren durch Mut
und Kühnheit ganz besonders ans. So eroberten sie hier z. B. eine Batterie unb machten
die ganze Besatzungsmannschaft nieder. Fast wäre es ihnen auch gelungen, Bazaine gefangen
zu nehmen. Ein Husar hatte ihn schon mit der Linken am Kragen ergriffen; da aber
sprengte der Adjutant des Feldherrn herbei und stach den Braven nieder.
2. St. Privat und Gravelotte. 18. August. Zwei Tage später ver¬
suchte Bazaiue, nach Norden zu entkommen. Auf den Höhen zwischen Gravelotte
und St. Privat hatte er Stellung genommen. Der heißeste Kampf entspann sich
um das Dorf St. Privat. Ganz besonders zeichnete sich hier die Garde durch
Heldenmut aus. Um an das Dorf heran zu kommen, legten sich die Soldaten
oft platt auf die Erde, liefen einige hundert Schritt und warfen sich dann wieder
nieder. Gegen 7 Uhr nahmen sie das Dorf mit Sturm. Bazaine zog sich nach
Metz zurück. Als dann noch spät am Abend Fransecky mit seinen Pommern auch
die Franzosen bei Gravelotte vollständig zurückwarf, da konnte Moltke dem König
melden: „Majestät, der Sieg ist unser; der Feind zieht sich zurück." (Deutsche
Jugend 4, S. 170: Die Rosse von Gravelotte.)
Auch das Braunschweiger Infanterie-Regiment Nr. 92 kam am 18. bei St. Privat
ins Gefecht. Nachdem die Garde das Dorf mit Sturm genommen, bekamen die Braun¬
schweiger den Auftrag, es vom Feinde zu säubern, da noch fortwährend Schusse aus den
Kellern, Bodenluken rc. fielen. Bei dieser Gelegenheit machten sie 150 Gefangene, ver¬
loren aber 47 Tote und Verwundete.
Der König war fast den ganzen Tag zu Pferde. Gegen Abend machte
man an einer Gartenmauer einen Sitz für ihn zurecht, indem man: eine Leiter
von einem französischen Bauernwagen mit dem einen Ende auf eine Dezimalwage,
mit dem anderen auf einen verendeten Grauschimmel legte. Erst als die Schlacht
gewonnen war, dachte der König an Essen und Trinken. Ein Marketender
schaffte etwas Brot und Bier herbei, der König trank aus einem abgebrochenen
Tulpenglase, und Bismarck aß mit Vergnügen ein Stück trockenes Kommißbrot.
Nun hatte man Mühe, ein Nachtquartier für den König aufzufinden. Die Häuser
weit umher waren alle mit Verwundeten angefüllt; ihnen wollte er den Platz
nicht nehmen. Endlich fand man noch ein leeres Stübchen, worin er die Nacht
auf einer Matratze verbrachte.
3. Belagerung von Metz. Infolge dieser mörderischen Schlachten um
Metz mußte sich Bazaiue mit seiner Armee in die Festung Metz zurückziehen.