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nicht verbrannt, sondern begraben. Ohne Sarg (oder in sog. Steinkisten), meist in seiner
Kleidung, legte man den Toten ins Grab, gewöhnlich in sitzender Stellung. In solchen
Gräbern findet man häufig Steinhämmer, Schwerter, Ringe re., ebenso auch Töpfe und
Schalen, in denen man dem Toten Speise und Trank zur Seite setzte. Solche soge¬
nannten Hünengräber — Begräbnisstätten aus grauer Vorzeit — gibt es noch bei
Helmstedt (die Lübbensteine), Börßum, Klein-Denkte u. a. Orten. Besonders zahlreich sind
sie in der Lüneburger Heide. Sie stammen von einem Bolke, dessen Name uns unbekannt ist.
5. Das Frankenreich (Chlodwig). 500 «. Chr.
1. Gründung. Durch die Völkerwanderung entstanden in Europa viele
neue Reiche. Unter diesen wurde das Frankenreich (im nördlichen Gallien und
zu beiden Seiten des Niederrheins) das mächtigste. Die Franken zerfielen ur¬
sprünglich in viele einzelne Stämme mit eigenen Königen. Diese Stämme ver¬
einigte der Frankenkönig Chlodwig zn einem einzigen großen Reiche. Chlodwig
war ursprünglich Heide, wurde aber später Christ. Über seine Bekehrung er¬
zählt man: Einst zog Chlodwig gegen seine räuberischen Nachbarn, die Ale¬
mannen, in den Krieg. Bei Zülpich (zwischen Aachen und Bonn) kam es zur
Schlacht. Schon neigte sich der Sieg auf die Seite der Alemannen. Da rief
Chlodwig den mächtigen Christengott, von dem ihm feine Gemahlin Chlotilde er¬
zählt hatte, um Hilfe an — und alsbald siegte er. Jetzt beschloß er, Christ zu
werden, und ließ sich mit 3000 edlen Franken taufen. Von da an breitete sich
das Christentum im Frankenreiche schnell aus. (Deutsche Jugend 5, S. 141:
Schlacht bei Zülpich und S. 136: Ein alamannifches Heerding.)
2. Lehnswefen. Als Chlodwig das Land der Alemannen und anderer
Feinde feines Reiches erobert hatte, nahm er die Ländereien ihrer Edelinge
größtenteils als Königsgnt für sich in Besitz und verwandelte sie in Krongüter
(Domänen). Da er aber feine Güter nicht alle selbst verwalten konnte, so gab
er sie teilweise feinen Getreuen zur Nutznießung, ihm aber verblieb das Land als
Eigentum. So entstanden die Sehen. Der Landesherr hieß Lehnsherr, der
Belehnte dagegen Vasall, Dienst- oder Sehnsmann. Dieser behielt gewöhnlich
das Sehnsgut auf Lebenszeit und mußte dafür feinem Lehnsherrn den Treueid
schwören und ihm in jedem Kampfe Heeresfolge leisten. Nicht festen gaben die
Lehnsleute des Königs wieder Lehen an ihre Leute ab, und so verflocht das
Lehnswefen fast alle Untertanen miteinander und mit dem Könige. Statt der
ursprünglich freien. Grundbesitzer finden wir jetzt im Frankenreiche Lehnsleute und
an Stelle des freien Volksstaates einen Lehnsstaat, worin alle mehr oder weniger
von dem Willen des Königs abhängig find.
Dieses Lehnswesen finden wir durch das ganze Mittelalter hindurch in Deutschland
(auch in unserer Heimat) verbreitet. So hatten z. B. die Herzöge von Braunschweig ihr
Land vom Kaiser zu Lehen (S. 4), die Grafen von Blankenburg und Regenstein, die
Herren von Wolfenbüttel (S. 4) re. aber waren wieder Lehnsleute der Herzöge.
3. Die fränkischen Hausmeier. Die Nachkommen Chlodwigs kümmerten
sich nicht viel um die Regierung, sondern überließen sie ihrem ersten Diener,
dem Hausmeier. Unter den Hausmeiern zeichnete sich besonders Karl Martell
aus. Zu seiner Zeit drangen die Araber aus Spanien in Frankreich ein, um
ihre Macht und ihre Religion immer weiter zu verbreiten.
Etwa 100 Jahre früher (622 v. Chr.) war nämlich in Mekka durch Mohammed eine
neue Religion, die mohammedanische, gestiftet worden. Es gibt nur einen Gott, so lehrte