— 32 —
5\. Entdeckung von Amerika durch Kolumbus. 1492.
1. Jngeud. Kolumbus war in der Nähe von Genua geboren. Als Knabe
mußte er seinem Vater am Webstnhl behilflich sein; in den Freistunden las er
begierig Reisebeschreibungen und ähnliche Bücher. Dadurch erwachte in ihm eine
große Sehnsucht nach fernen Ländern. Er wurde Seemann, studierte fleißig
weiter und arbeitete sich vom Mattosen zum Kapitän empor.
2. Seeweg nach Indien. Die kostbaren Erzeugnisse Indiens wurden da¬
mals zu Lande durch Karawanen herbeigeholt. Das war sehr beschwerlich. Man
bemühte sich deshalb, einen Seeweg nach Indien zu entdecken. Auch Kolumbus
beschäftigte sich mit diesem Gedanken. Er sagte: „Da die Erde eine Kugel ist
und Indien östlich liegt, so muß man auch dorthin gelangen können, wenn man
immer westlich segelt."
3. Erste Neise. Um seinen Plan auszuführen, ging Kolumbus zuerst nach
Portugal und bat um Schisse und Unterstützung; aber er fand kein Gehör. In
Spanien dagegen rüstete man ihm, wenn auch nach längerem Zögern, endlich
3 kleine Schiffe aus. Im August 1492 fuhr er mit 90 Mann fort und
zwar zunächst nach den Kanarischen Inseln zu. Das war eine Fahrt in bekannten
Gewässern. Nun aber ging es ins unbekannte Meer hinaus, wo bei dem günstigen
Winde die Schiffe schnell dahinglitten. Aber die unveränderte Richtung des
Windes beunruhigte die Schiffsleute, da sie fürchteten, nicht wieder zurückkehren
zu können. Kolumbus aber beruhigte sie, ließ sie jedoch über die Größe des
zurückgelegten Weges im ungewissen. Bald zeigten sich große Scharen von
Vögeln, die in südwestlicher Richtung vorüberzogen. Diese Richtung schlug auch
Kolumbus ein. Bald mehrten sich die Anzeichen des nahen Landes. Man fand
einen Baumast mit Beeren und einen künstlich geschnitzten Stab. Die ganze
Mannschaft war in gespanntester Erwartung. Es war am 70. Tage nach der
Abfahrt. Da — um 2 Uhr Nachts — feuerte ein voraufsegelndes Schiff einen
Kanonenschuß ab, und „Land! Land!" tönte es jetzt vom Mastkorbe herab.
Unter Tränen stürzte sich die Mannschaft in die Arme und sang aus voller
Seele: „Herr Gott, dich loben wir." Die aufgefundene Insel hieß Guanahani,
wurde aber von Kolumbus San Salvador (d. i. der heilige Erlöser) genannt.
Nachdem nun Kolumbus noch Kuba und Haiti entdeckt hatte, kehrte er zurück
nach Spanien und wurde mit Jubel und ausgezeichneten Ehren empfangen.
4. Fernere Reisen. Tod. Später unternahm Kolumbus noch 3 Reisen
nach dem neu entdeckten Lande, wurde aber von seinen Neidern vielfach ver¬
dächtigt und einst sogar auf Haiti in Ketten gelegt. Abgezehrt von Gram und
Kummer, kehrte er nach Spanien zurück. Hier aber kümmerte man sich nicht
mehr um ihn. So starb Kolumbus, mit Undank belohnt. Die Ketten, mit
denen er in Haiti gefesselt war, wurden ihm, wie er es gewünscht hatte, in
seinen Sarg gelegt.
52. Johann L)us. 1415.
1. Irrlehren der Kirche. Im Laufe der Jahrhunderte. war die reine
Lehre^ Christi durch mancherlei Irrlehren entstellt worden. So lehrte man z. B.,
die Seele des Menschen könne der Sünde wegen nach dem Tode nicht fofort mit