fullscreen: Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen

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a. Joachim II. (1535—1571) war gutmütig, aber auch Pracht- 
liebend und verschwenderisch. Von Jugend auf war er durch seine Mutter 
Elisabeth der Lehre Luthers gewonnen, wenn auch nur insgeheim. Vier Jahre 
nach seinem Regierungsantritt (1539) bekannte er sich aber auch öffentlich 
zum evangelischen Glauben, indem er und viele Herren seines Hofstaates 
zu Spandau das heilige Abendmahl unter beiderlei Gestalt aus den Händen 
des Bischofs Mathias von Jagow empfingen. Für die Vergrößerung Bran- 
denbnrgs sorgte Joachim durch zwei wichtige Verträge: 1537 kam er mit 
den Herzögen von Liegnitz überein, daß die schleichen Fürstentümer Lieg¬ 
nitz, Brieg und Wohlau an Brandenburg fallen sollten, 
wenn das schlesische Fürstengeschlecht ausstürbe, und 1569 erlangte er von 
dem König von Polen, daß dieser ihn neben seinem Vetter Albrecht mit 
dem Herzogtum Preußen belehnte. Aber Joachims Liebe zu glän- 
zenden Festen und seine Verschwendung in prächtigen Bauten reizten 
auch den Bürgerstand zu üppigem Leben und häuften auf das Land eine 
große Schuldenlast. — Gerade entgegengesetzt ging es zu an dem Hofe 
seines Bruders Johann von Küstrin. Der war so sparsam, daß er 
einst seinem Geheimrate tadelnd schrieb: „Bartholde! ich habe auch seidene 
Strümpfe, aber ich trage sie nur Feiertags." Das aus seinen Einkünften 
ersparte Geld verwendete er zum Bau von Landstraßen und zum Ankauf 
der Herrschaften Beeskow und Storkow. Da Johann von Küstrin 
keinen Sohn hinterließ, so wurden nach seinem Tode die Marken wieder 
vereinigt. 
d. Johann Georg (1571—1598) war ein einfacher und sparsamer 
Herr, weshalb er durch strenge Kleider- und Speiseordnungen der über- 
handnehmenden Genußsucht zu steuern suchte. Besonders wichtig wurde 
es für den Wohlstand des Landes, daß er Niederländer, die wegen ihres 
evangelischen Glaubens vertrieben waren, in das Land zog; denn da diese 
Einwanderer meist betriebsame Gewerbsleute waren, so wurde durch ihr 
Beispiel das Handwerk gehoben. 
c. Joachim Friedrich (1598—1608) se.tzte bei seinem Regierungs- 
antritt, zur Verhütung künftiger Landesteilungen, im Geraer Haus- 
vertrage die Unteilbarkeit des Kurfürstentums Brandenburg nochmals 
fest. Um die Verwaltung des Landes besser zu ordnen, richtete er eine 
besondere Behörde, den Staatsrat ein, und damit die hohen Beamten 
auch gelehrte Leute seien, gründete er ein berühmtes Gymnasium (zu 
Joachimsthal). In landesmütterlicher Weise wirkte Joachim Friedrichs 
Gemahlin Katharina, die Tochter des sparsamen Johann von Küstrin, 
besonders dadurch, daß sie die Schloßapotheke einrichtete, ans welcher sie 
den Armen unentgeltlich Arznei verabreichen ließ. 
<1. Johann Sigismund (1608—1619) war der erste der branden- 
burgtschen Kurfürsten, der mit weitschauendem Blicke nach der Vergrößer- 
ung seines Landes strebte. Denn er erlangte von dem König von Polen 
die Belehnung mit dem Herzogtum Preußen (1611). 
Das Preußenland war bis ins 13. Jahrhundert heidnisch qewesen. 
Dann waren in dem Weichsellande Ritter des deutschen Ordens (@. 27) erschienen 
welche das Land an der Weichsel erobert hatten. Das mit dem Schwerte ge.'
	        
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