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von der Schlacht bei Tannenberg und der Vernichtung der russischen Narew-
Armee.
Schlacht bei Tannenberg, 28.—30. August. Der Kaiser hatte zum Retter
Ostpreußens den General von Hindenburg ausersehen, der sich vor ein paar
Jahren nach arbeitsreichem Leben nach Hannover in den Ruhestand zurückgezogen
hatte, nun aber auf den Ruf seines Kriegsherrn wartete. Als der Draht ihm
den Befehl brachte, fuhr er am 23. August mit seinem Generalstabschef von
Ludendorff im Sonderzuge nach Osten. Im Zuge schon machte er seinen Plan.
Bald flogen seine Befehle an die Front. Hei, wie wurde da bei Tag und Nacht
marschiert. Galt es doch, die Russen in einem großen Bogen zu umzingeln.
Am 26. August versuchten die Russen von Soldau und Neidenburg in nordwest¬
licher Richtung das unübersichtliche Seengebiet zu verlassen. Aber deutsche Land¬
wehrleute verlegten ihnen den Weg und hielten im rasenden Geschützfeuer bei
großer Hitze und brennendem Durst wacker stand. Die russischen Führer gingen
nicht sparsam mit Menschenleben um. Immer wieder mußten die Massen zum
Sturm vor. Jnfanteriesalven und Maschinengewehrfeuer mähten sie nieder, und
wohlgezielte Granaten trafen in die dichten Haufen. Am Abend zog sich der
Feind auf die Linie Tannenberg—Hohenstein zurück.
Am andern Tage greifen die Deutschen an. Ihnen kommt auf dem rechten
Flügel ein neues Korps zu Hilfe. Das drückt die Russen zurück, nimmt Neiden¬
burg und legt im Süden einen Riegel vor. Auch im Norden erscheinen uner¬
wartet die Deutschen, vertreiben die Russen aus Allenstein und fassen dann herum
bis Passenheim und Ortelsburg. Die Russen sind auf engem Raum zusammen¬
gepreßt. Ihre Schlachtlinie bildet fast einen Kreis. Furchtbar kann das deutsche
Feuer wirken. Tausende ergeben sich aus Verzweiflung, Hunger und Erschöpfung.
Nur ein Ausgang bleibt zu eiliger Flucht. Die Russen suchen nach Süd¬
osten auszubrechen. Das gerade hat Hindenburg gewollt. Denn dort liegen
zahlreiche Seen und ausgedehnte Sümpfe. Von deutschen Maschinengewehren
und Kanonen unbarmherzig zu größter Eile angetrieben, stürzen die Russen in
entsetzlichem Wirrwarr und tollem Durcheinander vorwärts. Alle Kanonen bleiben
im Sumpfe stecken. Weg und Steg verschwinden, und mit qualvollem Schrei
sinken Mann und Roß in ein schauerliches Grab. 92000 Russen wurden ge¬
fangen, 500 Geschütze, fast alle Maschinengewehre und viel Kriegsgerät erbeutet.
Nur Trümmer der Narew-Armee konnten sich nach Polen retten. Hinden¬
burg hatte sein Meisterstück in der Kriegskunst gemacht.
Schlacht an den Masurischen Seen. 10. September. Sofort stürzte sich
Hindenburg nun auf die Armee des Generals Rennenkampf, die zwischen Tapiau
und dem Mauersee aufgestellt war. Er schlug sie in zweitägigen Kämpfen an
den großen Masurischen Seen und trieb sie in rücksichtsloser Verfolgung über die
Grenze bis in den russischen Bezirk Suwalki hinein. Ostpreußen war befreit.
Wieder war den Deutschen große Beute zugefallen: 30000 Gefangene, 180 Ka¬
nonen. Man greift nicht zu hoch, wenn man die Zahl der in Ostpreußen ein¬
gedrungenen Russen auf eine halbe Million annimmt. Über diese Übermacht
haben die Feldherrnkunst Hindenburgs, seine klare Ruhe, sein eiserner Wille und
die hervorragende Tüchtigkeit der deutschen Soldaten den Sieg davongetragen.
In seinem Tagesbefehl lobte der Feldherr die Kampfesfreudigkeit seiner Soldaten
und ihre bewunderswürdigen Marschleistungen von zum Teil 150 km in vier Tagen.