Full text: Der Weltkrieg 1914/15 (Erg)

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Hindenburg, den bis dahin nur ein enger Kreis als tüchtigen General 
kannte, war auf einmal der volkstümlichste Mann in ganz Deutschland. Sein 
Name wurde von alt und jung mit Verehrung und Dankbarkeit genannt. Der 
Kaiser schmückte den siegreichen Helden mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse und 
ernannte ihn zum Generalobersten und später zum Feldmarschall. 
Oie Kampfe unterer österreichisch-ungarischen Bundesgenossen, 
Gegen Serbien. Das Königreich Serbien, das durch sein Streben, auf 
Kosten Österreichs eine Großmacht auf dem Balkan zu werden, die äußere Ver¬ 
anlassung zu diesem Weltkrieg gegeben hat, ist etwas größer als Bayern und hat 
fast 5 Millionen Einwohner. Das gebirgige, schluchtenreiche Land erschwert den 
Angreifenden die Kriegführung ungemein, erleichtert aber die Verteidigung. 
Die Österreicher konnten sich nur mit verhältnismäßig schwachen Kräften gegen 
Serbien und das verbündete Montenegro wenden. Trotzdem brachten sie 
ihnen verlustreiche Niederlagen bei und eroberten am 2. Dezember Belgrad. 
Der Winterfeldzug wurde in dem unwirtlichen Lande aber immer schwieriger. 
Den mutig kämpfenden Serben gelang es, zu einer Zeit Verstärkungen heran¬ 
zuziehen, wo der Kampf gegen Rußland alle Kraft der Österreicher verlangte. 
Diese zogen darum Mitte Dezember ihre Streitkräfte zurück, die Abrechnung mit 
Serbien auf spätere Zeit verschiebend. 
Gegen Rußland. Auch die ersten Kämpfe gegen die Russen waren erfolg¬ 
reich. Die Österreicher stießen mit zwei Heeren unter Daukl und Auffeu- 
berg nach Polen vor und siegten bei Krasnik und Lublin. Unterdessen aber 
waren die Russen von Osten her mit starken Kräften in Galizien in der Richtung 
auf Stanislau, Lemberg, Rawaruska eingefallen. Nach einer Rechtsschwenkung 
traten ihnen die österreichischen Heere bei Lemberg entgegen, wo 9 Tage lang 
leidenschaftlich um den Besitz der Landeshauptstadt gekämpft wurde. Sie mußte 
den Russen überlassen werden, nach und nach auch fast ganz Galizien mit Aus¬ 
nahme der Festung Przemysl. Damit waren nun auch die preußischen Pro¬ 
vinzen Schlesien und Posen gefährdet. 
Gemeinsame Kampfe der deutschen und österreichisch- 
ungarischen Heere. 
Erster Einfall in Polen unter Hindenburg (Oktober). Nachdem die russi¬ 
schen Heere in Ostpreußen geschlagen und vernichtet waren, konnte Hindenburg 
den Österreichern, die sich über ben San und die Wisloka zurückgezogen Hatten, 
Hilfe bringen. Er versammelte Enbe September eine Armee an ber Grenze 
Oberschlesiens. Wenn man 6ebenst, baß biese Truppen Mitte September noch 
an ber ostpreußischen Grenze standen und sich am 28. September schon aus der 
Linie Krakau—Kreuzburg zum Angriff auf das linke Weichseluser in Bewegung 
setzten, so muß man staunen über die gewaltige Leistung der Eisenbahn. Dieses 
Vorgehen entlastete die Österreicher. Sie konnten die Russen bis über den San 
zurückwerfen und Przemysl entsetzen, das sich bis dahin gegen alle russischen 
Massenangriffe tapfer gehalten Hatte. Ein rücksichtsloser Angriff brachte die 
Deutschen bis vor die Tore Warschaus. Hier stießen sie auf eine vierfache Über¬ 
macht. Die Österreicher sollten nun den linken Flügel des Feindes auf dem
	        
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