Full text: Deutsche Geschichte im Mittelalter (Bd. 2)

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Kaiser aus verschiedenen Häusern. 
Heinrich Vir. von Luxemburg 1308—1813. 
Heinrich, Graf von Luxemburg oder Lützelburg, hatte einen mächtigen 80 
Mitbewerber. Philipp der Schöne von Frankreich, der bereits das 
Papsttum von der durch Bonifatius VIII. erstrebten Höhe herabgestürzt, 
den päpstlichen Stuhl nach Avignon verfetzt und dadurch in die Gewalt 
der französischen Könige gebracht hatte (1305—77 babylonische Gefangen¬ 
schaft der Kirche), wollte nun auch die deutsche Kaiserkrone und die Kaiser- 
würde an sein Haus bringen. Doch wurde diese Schmach von Deutschland 
abgewandt. Für Heinrich, dessen Muttersprache freilich auch französisch war, 
wirkten sein Bruder Balduin, Erzbischos von Trier, und (aus Haß gegen 
die Habsburger) der Erzbischos Peter Aspelt (Aichspalter) von Mainz. 
Heinrich VII., der gleich bei seinem Umritt aller Herzen durch seine 
edle, ritterliche Erscheinung gewann, kam fast mühelos in den Besitz einer 
bedeutenden Hausmacht. Indem Elisabeth, die Erbtochter der Premysliden, 
seinem Sohne Johann ihre Hand reichte, wurden die Luxemburger 
1310 Herren von Böhmen und Mähren 1310—1437. 
Heinrichs VII. Gedanken waren von Anfang an auf die Kaiserkrone 
gerichtet. Voll Begeisterung für die alte Kaiserherrlichkeit trat er 1310 
einen Römerzug an; mit Begeisterung wurde er jenseits der Alpen von 
den bedrängten Ghibellinen empfangen. Italiens größter Dichter, Dante *) 
(1265—1321), begrüßte ihn jubelnd als Befreier, als einen zweiten Moses, 
als Bräutigam der verhärmten Jtalia. Obwohl Heinrich VII. überall 
versöhnend und vermittelnd auftrat, blieben ihm Kämpfe mit der gnelfischen 
Partei nicht erspart. Nachdem er in Mailand (1311) die lombardische 
Königskrone und zu Rom 1312 durch päpstliche Legaten die Kaiserkrone 
erhalten hatte,2) wollte er sich gegen seinen schlimmsten Feind, gegen den 
König von Neapel, Robert von Anjon, wenden, wurde aber in der Nähe 
1313 von Siena vom Tode abgerufen. In Pisa ist sein Grab. 
!) Gegen die Habsburger erhebt Dante in seiner berühmten Dichtung Divina 
Commedia den Vorwurf: 
O deutscher Albrecht, 
Schuld bist du samt dem Vater an dem harten 
Geschick Italiens, da ihr, deutsche Gaue 
Nur pflegend, ganz versäumt des Reiches Garten. 
2) Seit 1220 hatte keine Kaiserkrönung mehr stattgefunden. — Heinrich VII. 
mußte sich im Lateran krönen lassen, weil St. Peter von den Truppen Roberts besetzt 
war. Robert war ein Enkel Karls von Anjon.
	        
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