Full text: Der Weltkrieg 1914/15 (Erg)

Schwert. An die Völker und Stämme des Deutschen Reiches ergeht mein Ruf, 
mit gesamter Kraft, in brüderlichem Zusammenstehen mit unseren Bundesgenossen 
zu verteidigen, was wir in friedlicher Arbeit geschaffen haben. Nach dem Bei¬ 
spiel unserer Väter, sest und getreu, ernst und ritterlich, demütig vor Gott und 
kampfesfroh vor dem Feinde, so vertrauen wir der ewigen Allmacht, die unsere 
Abwehr stärken und zum guten Ende lenken wolle!" 
Dann rief er den Abgeordneten zu: „Sie haben gelesen, meine Herren, was 
ich zu meinem Volke vom Balkon des Schlosses herab gesagt habe: Ich kenne 
keine Parteien mehr, ich kenne nur Deutsche. Und zum Zeichen dessen, daß Sie 
fest entschlossen sind, ohne Parteiunterschiede, ohne Standes- und Konsessions¬ 
unterschiede zusammenzuhalten mit mir durch dick und dünn, durch Not und Tod, 
fordere ich Sie auf, heranzutreten und mir dies in die Hand zu geloben." 
Da ging ein Hurra wie Sturmesbrausen durch den Saal. Mit leuchtenden 
Augen und erhobenem Haupte schritten die Männer herzu und ergriffen die 
kaiserliche Rechte zum festen Gelöbnis. Ja, der Reichstag war einig. Ohne 
Widerspruch nahm er die Gesetzentwürfe, die der Krieg verlangte, an und be¬ 
willigte die nötigen Mittel. Das war eine große, ewig denkwürdige Stunde. 
Und hinter seinen Abgeordneten stand einig das ganze deutsche Volk mit dem 
festen Willen zu kämpfen, zu opfern und — zu siegen. Mit Gott für König 
und Vaterland! Mit Gott für Kaiser und Reich! 
Neue Feinde. Am 5. August drängten sich die Menschen vor den Geschäfts¬ 
stellen der Zeitungen, um mit eigenen Augen das Unglaubliche zu lesen: „Eng¬ 
land hat auch Deutschland den Krieg erklärt!" Als Vorwand benutzte es unseren 
Einmarsch in Belgien. Wir mußten in der Notwehr so handeln und diesen Weg 
nach Frankreich nehmen, versprachen aber, die Unabhängigkeit Belgiens nicht 
anzutasten und alle Kosten des Durchmarsches zu tragen. Auch wußten wir und 
haben es hernach noch besser erfahren, daß Belgien der Verbündete und Mit¬ 
verschworene Englands und Frankreichs war. 
Noch einen Feind hetzte England auf uns: Japan! Japan verlangte von 
uns die Herausgabe unserer Pachtung Kiautschou und die Abrüstung unserer 
Kriegsschiffe im Osten. Auf diese unverschämte Forderung antworteten wir gar 
nicht. So kämpften denn Deutschland und Österreich-Ungarn treu verbunden 
gegen Rußland, Frankreich, England, Belgien, Japan, Serbien und Montenegro. 
In den Tagen, als eine Kriegserklärung nach der anderen kam, hat mancher 
Mund das Wort des alten Bismarck wiederholt: „Wir Deutsche fürchten Gott, 
sonst nichts auf der Welt!" 
Zu den Waffen. Auf den Ruf des Kaisers legten die alten Soldaten ihre 
Friedensarbeit nieder und eilten zu den Fahrten. Mit bewunderungswürdiger 
Sicherheit brachte die Eisenbahn die Truppen nach West und Ost an die Grenzen. 
Männer, die längst das dienstpflichtige Alter überschritten hatten, stellten sich 
wieder zur Verfügung. Junge Leute meldeten sich in solchen Scharen zum 
Eintritt ins Heer, daß in kurzer Zeit 2 Millionen Freiwillige vorhanden wärest 
und viele abgewiesen werden mußten. 
Wer keine Waffen tragen konnte, stellte sich zu der Arbeit in Staat und 
Gemeinde, die der Kriegsmann liegen lassen mußte, oder brachte seine Gaben dar, 
die Ausziehenden zu speisen und zu erquicken. Frauen und Jungfrauen wurden 
Krankenpflegerinnen und Helferinnen. In herrlicher Vaterlandsliebe und edler
	        
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