Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage.
JJie sachgemäfseste geschichtliche Erzählung ist nach
meinem Dafürhalten diejenige, als deren Meister Johann
Gustav Droysen gilt, die alle Ereignisse in ihrer zeitlichen
Folge aufführt und dieselben somit wieder so zur Erschei¬
nung bringt, wie sie selbst einst der Reihe nach in Er¬
scheinung traten. Es gilt dabei freilich viele Fäden auf
einmal in der Hand zu halten; man erzielt aber auch so
den lebensvollsten Eindruck und erneuert das Bild früherer
Zeiten mit ihrem reichen durcheinander flutenden Lebens¬
inhalt so am treuesten. Selbstverständlich kann nun aber
ein Buch wie das vorliegende, das auf Behältlichkeit sehen
mufs und also die Ereignisse nach grofsen Gruppen zu
ordnen hat, jenem Ideal nur in sehr beschränktem Mafse
nachstreben. Aber ganz von demselben absehen soll es
doch nicht. Darf ich einige Beispiele auswählen, so wird
in der Regel der Rücktritt Karls V., seine Übersiedelung
nach San Yuste und sein Tod an den Passauer Vertrag
angeschlossen. So entsteht nur allzu leicht der Schein, als
ob der Kaiser den Augsburger Religionsfrieden gar nicht
mehr oder doch nicht mehr in thätiger Stellung erlebt habe,
während er doch erst nach demselben vom Kaisertum amt¬
lich zurücktrat und noch die Schlacht von Gravelingen er¬
lebt hat: s. S. 46. Die Stiftung der Liga läfst man gewöhn¬
lich unmittelbar auf die der Union folgen; es ist aber für
das richtige Erfassen der damaligen Lage in Deutschland