Belebendes. Tritt man nach einer langen Wanderung ermüdet
und erschöpft in den Schatten eines Nadelwaldes ein, so fühlt
man sieh augenblicklich durech die stärkende Luft, die einen
anweht, wvwunderbar erquickt.
Wãhrend das Laubholz den ganzen Sommer hindurch wächst,
maoht das Nadelholz diese Arbeit gleichsam mit einem kräftigen
Ruck ab; denn seine Augen treiben sogleich im Frühling Schöbß-
linge hervor, die man an ihrer hellgrünen Farbe erkennt; für
das übrige Jahr aber hören sie auf zu vachsen. die benutzen
jedoch diese Zeit, um das weiche Holz in festes zu verwandeln.
In den Väldern Nord-Amerikas und Asiens gedeihen viele
Arten von Nadelbäumen, in unseren Väldern dagegen trifft man
nur vier häufiger an, die Tanne, die Fichte, die Kiefer und die
Lärche; nur die drei ersten bilden grobe, zusammenhängende
Bestände; ihre Unterscheidung ist nicht allzu schwer.
Der schönste Baum ist die Tanne. Gerade und schlank
schieht sie bis zu 50 und 60 Meter Höhe auf. Jedes Jahr bildet
sie einen neuen, regelmäbigen Kreis von Asten, deren Zweige
wagerecht abstehen und in derselben Richtung, also nur nach
zwei Seiten sstumpfe Nadeln tragen. Stattlich ragen auf den
Zweigen alter Baume im September Kerzen gleich die Zapfen
empor; wohl geborgen liegen im Winter zwischen ihren Schuppen
die Samen. Im Frühjahr aber lösen sich die Schuppen von den
Zapfenspindeln; der ganze Boden der Tannenwälder des Vas-
gaus ist dann mit ihnen bedeckt; die Samen aber sind im Vinde
Fermöge eines breiten Flügelsaumes davongeflogen, und mancher
findet beim Niederfallen ein geeignetes Plätzchen zum RKeimen.
Die Tanne fordert einen fruchtbaren Boden und feuchte Luft;
die stolzesten Tannenbäume schmücken daher die regenreiche
westliche Abdachung des Wasgaus.
Die dunkeln Fichtenwälder haben dem Schwarzwald seinen
Namen gegeben. Die PVichte ist in ihrem Muchs nicht minder
schlank als die Tanne, aber bei den älteren Bäumen stehen die
Zweige nicht wagerecht von den Isten ab, sondern hängen
senkrecut herunter; auch die Zapfen haben dieselbe Lage. Aus
ihren Scdur pen klauben Spechte und Kreuzschnäbel die Samen
aus. Die jungen Bäume sind an den kurzen spitzen Nadeln, die
rings um die Zweige stehen, leicht von jungen Tannen zu unter-
scheiden. Die Fichte gedeiht auch in trockeneren Gegenden; sie
bildet daher auch in der elsässischen Ebene grobe Nälder.
(Hagenauer Forst.)
Nicht durech ihre Schönheit, aber durch ihre Anspruchs-
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