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*u /olch hohen Ehren fuhren noch niemals Helden in ein fremdes 
Ach-" Dleser Rede freute sich Hagen sehr/und er gab ihnen die 
Kleider zuruck. Wie die Vögel schwebten sie vor ihm auf der Flut 
Da sprach die andere Wasserstau: .Ich will dich warnen, Hagem 
Äldnans ^ohn; meine Muhme hat der Kleider wegen dich beloaen. 
Kehret um, da es noch Zeit ist, denn ihr seid zu den Hunnen ge- 
VUm ^ -e su sterben." — „Das ließen meine Herren sich 
schwerlich jagen," sprach Hagen mit grimmigem Mute; „aber nun 
weise mir den Weg übers Wasser." Da antwortete ihm die weise 
Jungfrau: „Wenn du nicht abstehen willst von der Fahrt so gehe 
wetter am Wasser entlang, da siehst du am andern User eine Herberge 
stehn, in der ein Ferge wohnt. Der ist aber ein gar grimmiger 
Mann; wenn er euch über holen soll, so müßt ihr freundlich gegen 
tbn fein und ihm guten Sold geben. Und sollte er nicht sogleich 
kommen, so sage, du heißest Amelrich." 
Hagen dankte der Jungfrau, ging hin und rief dem Fährmann, 
wie jene ihm geraten hatte; zugleich hielt er mit seiner Schwertfpike 
eine goldrote Spange als Preis der Überfahrt empor. Da ergriff 
der übermütige Ferge das Ruder und kam an den diesseitigen Strand. 
Als aber Hagen in das Boot sprang, ward er sehr zornig und rief: 
„Ihr habt mich betrogen, ihr seid nicht mein Bruder'Amelrich." 
Zugleich erhob er sein starkes Ruder und schlug es auf Hagen, daß 
die,er in die Kniee siel. Grimmig griff da Hagen nach dem Schwerte, 
uud mit einem einzigen Hiebe schlug er dem Fergen das Haupt ab 
und schleuderte den Leichnam in die Flut. — Die hinzukommenden 
Burgundenkönige sahen noch das Blnt in dem Schiffe rauchen. Hagen 
aber leugnete die That und sprach: „Ich fand das Schiff bei einer 
wilden Weide angebunden, einen Schiffmann hab ich nicht dabei 
gesehen. Doch will ich euch selbst über den Strom fahren." — Um 
Platz zu ersparen, ließ er die Rosie hinten ans Schiff binden, wenn 
die Mannen eingestiegen waren: aber auch so mußte er die Fahrt 
oft genug wiederholen. Dennoch ermüdete er nicht, sondern ruderte 
unverdrosien, bis alle an den jenseitigen Strand gebracht waren. 
Als man nun die Reise fortsetzen wollte, sprach Hagen: „Nun 
sollt ihr wissen, daß wir nimmer wieder in das Land der Burgunden 
kommen." Und er offenbarte alles, was ihm die Meerweiber gesagt 
hatten. Rasch flogen diese Mären von Schar zu Schar, und manche 
kühne Degen wurden bleich vor Schrecken, als sie die Sorge von 
dem harten Tod faßte. 
6. Nach einem Kampfe mit dem Baiernfürsten Gelsrat, durch 
dessen Land sie zogen, gelangten sie an die Marken Rüdigers von 
Bechlarn. Mit großer Freude wurden die Gäste dort empfangen. 
Alle Ehren, die man nur erdenken konnte, wurden ihnen erwiesen, 
Das gefiel den Helden wohl. 
Heiterkeit herrschte an der fröhlichen Tafel, an der die Haus¬ 
frau , die edle Gotelind, die Gaste bewirtete. Aber noch fröhlicher 
ward die Lust in den Stunden des Nachmittags, als auch die junge 
Markgräfin mit ihren Jungfrauen in dem Saal erschien. Da gab 
es Scherz und Kurzweil genug, und besonders der treffliche Spiel-
	        
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