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wo aufs neue zahlreiche Trauernde denselben in Empfang nahmen. In 
Wittenberg ward der Sarg unter dem Geleite von Taufenden, die 
demselben weinend folgten, in die Schloßkirche gebracht. Hier hielt 
der Stadtpfarrer Bugenhagen die Leichenpredigt, und Melanchthon 
hielt eine Trauerrede im Namen der Universität. Unweit der Kanzel, 
auf der Luther so oft gepredigt hatte, ward der Sarg in die Erde 
gesenkt. Eine Metallplatte deckt das Grab; sie trägt die kurze In¬ 
schrift: „Martin Luther" nebst Todestag und Zahl der erreichten 
Lebensjahre. Einer längeren Jnfchrift bedurfte es bei diesem Grabe 
für keinen, der es je besuchte. 
Wir aber wollen thun nach den Worten, mit denen Melanchthon 
feine Trauerrede schloß: „Wir wollen ein ewig Gedächtnis dieses 
unseres lieben Vaters behalten, und erkennen und betrachten, daß er 
ein edel, köstlich, nützlich und heilsam Werkzeug Gottes gewesen, und 
wollen seine Lehre mit treuem Fleiß lernen und behalten, daneben auch 
seine Tugenden uns zum Vorbild nehmen und denselben nach unserem 
Maß fleißig nachfolgen." 
12. Der dreißigjährige Krieg. 
1. Nach Luthers Tode gab es in Deutschland zwei Religions¬ 
gemeinschaften: die Katholiken, welche den Papst als ihr Oberhaupt 
anerkannten und nach feiner Lehre sich richteten, und die Prote¬ 
stanten, die nur das Wort Gottes als Richtschnur ihres Glaubens 
gelten ließen und die man auch Evangelische oder Lutherische 
nannte. 
In vielen deutschen Ländern gab es säst nur lutherische Christen, 
und auch in solchen Ländern, wo die Bewohner noch meist Katholiken 
waren, fand die lutherische Lehre immer mehr Eingang. Luthers 
deutsche Bibel, sein Katechismus und die lutherischen Kirchenlieder 
wurden in gar vielen Gemeinden, in Kirchen und Schulen und in 
den Familien fleißig gelesen, gelernt und gesungen. Selbst die auf 
Karl X . folgenden deutschen Kaiser hinderten die weitere Ausbreitung 
der evangelischen Lehre nicht, und in ihren Ländern durften die Evan¬ 
gelischen ungehindert Kirchen bauen und ihren Gottesdienst halten, 
Schulen gründen und ihre Kinder in dem lauteren Worte Gottes 
unterweisen lassen. 
^ Auch in Böhmen erfreuten sich die zahlreichen Protestanten solcher 
Duldung, denn die deutschen Kaiser waren schon seit langen Zeiten 
zugleich Könige von Böhmen. 
Da kam ein Kaiser, Rudolf mit Namen, zur Regierung, dem 
die Protestanten in Böhmen nicht recht trauten, ob er ihnen auch das 
Recht freier Religionsübung lassen werde. Sie wählten ihn zwar auch 
zum Könige von Böhmen, aber er mußte ihnen zuvor in einer von 
ihm selbst unterschriebenen Urkunde versprechen, sie in ihrem Glauben
	        
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