in den Augen zu ihm und mit Thränen kam er wieder, aber die letzteren
weinte er vor Freude.
Um 2 Uhr giebt's ein Frühstück. Das nimmt der Kaiser gemein¬
schaftlich mit der Kaiserin und den Kindern ein. Nachher macht er Be¬
suche bei hohen Personen, die nach Berlin gekommen sind oder dort
wohnen, und arbeitet mit seinen Ministern und Beamten.
Um 6 Uhr ist dann endlich das Mittagessen oder das Diner, wie's
die vornehmen Leute nennen. Zu dem Diner hat unser Kaiser fast
immer Gäste. Oft sollen's gar viele sein. Nach dem Essen bleibt er
einige Zeit bei seinen Kindern, um auch bei ihnen einmal nach dem
Rechten zu sehen, und ob sie auch etwas Tüchtiges lernen.
Dann geht's wieder an die Arbeit, aber diesmal zum Fechten. Da
möchtet Ihr nun glauben, das wäre nur Spielerei. Lieber Vater, das
müssen wir Soldaten doch besser wissen und auch wozu es gut ist. Ver¬
sucht^ nur einmal eine halbe Stunde lang, wenn Ihr könnt. Hernach
werdet Ihr schon eine andere Meinung davon haben.
Nach dem Abendessen, das gewöhnlich um ^10 Uhr ist, arbeitet
der Kaiser noch längere Zeit bis zum Zubettegehen. Sogar neben seinem
Bette liegen Papier und Bleistift zur Hand, daß er jederzeit nach ihnen
greifen kann; denn er soll oft zu nachtschlafender Zeit noch schreiben.
Ihr seht also, lieber Vater, Arbeit, nichts als Arbeit, den ganzen
Tag. Und für wen thut unser lieber Kaiser das alles? Doch nur für
uns, die wir seine Unterthanen sind. Sollen wir's ihm nun nicht in
Treue danken?
Das ist's, was ich Euch heute schreiben wollte.
Euer dankbarer Sohn Wilhelm.
Wie der Kaiser tagaus, tagein daheim arbeitet, so verfährt er auch,
wenn er auf Reisen ist. Denn er reist viel, im Deutschen Reiche und im
Auslande. Im Reich will er zum Rechten sehen und seine Unterthanen
kennen lernen. Im Auslande will er mit den fremden Fürsten und Völkern
Friede und Freundschaft halten.
Er will, daß es seinem Volke wohlergehe. Deshalb hat er seine Sorge
namentlich auf die Bedürftigen, die Arbeiter gerichtet. Schon sein Gro߬
vater, der alte Kaiser Wilhelm, hat das Werk der Unterstützung der Arbeiter
begonnen. Unser Kaiser hat es fortgesetzt. Er hat das Alters- und Jn-
validenversicherungsgesetz erlassen. Durch dieses wird den Arbeitern,
die erwerbsunfähig oder altersschwach geworden sind, Unterstützung gewährt.
Auch andere große Werke sind unter ihm vollendet worden. Der
Kaiser Wilhelms-Kanal, der Ost- und Nordsee verbindet, wurde eröffnet.
Im Jahre 1900 trat das Bürgerliche Reichsgesetzbuch in Kraft. Da¬
nach wird im ganzen Reiche auf gleiche Weise gerichtet.
Die deutschen Besitzungen über der See, in Afrika, Asien und Austra¬
lien, die des Kaisers Großvater erworben hatte, wurden vergrößert. Auch
die Insel Helgoland ist von England an Deutschland gekommen.
Also den Frieden nach außen und den Wohlstand im Innern zu pflegen,
das ist das Ziel, das unser Kaiser verfolgt.