Object: Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form (Teil 1)

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hinein raubten und mordeten. Heinrich, zum offenen Kampfe 
zu schwach, schloß sich in die Stadt Verla im Hildesheimischen 
em und lieferte ihnen kleine Gefechte. Einst gelang es einem 
sächsischen Heerhaufen, einen Fürsten der Ungarn gefangen 
zu nehmen, und gefesselt vor den König zu führen. Die 
Ungarn boten für ihren Häuptling ein hohes Lösegeld, und 
ließen sich endlich zu einem neunjährigen Waffenstillstand be- 
wegen, bei welchem sich freilich Heinrich zu einem jährlichen 
Tribut verstehen mußte. So ungern der König dies that, 
so sah er doch ein, daß es erst noch langer Vorbereitungen 
und Anstrengungen bedürfe, ehe er imstande sei, das 
deutsche Land vollständig von jenen barbarischen Horden zu 
befreien. 
Die Ruhe des Waffenstillstandes benutzte Heinrich auf 
das Trefflichste. Deutschland hatte damals noch wenige feste 
Plätze. Daher kam es, daß die Schwärme der Ungarn bei 
chren Einfällen das schutzlose Land weit und breit über- 
schwemmten und Menschen und Beute davon schleppten. 
Heinrich sorgte dafür, daß die vorhandenen festen Plätze 
durch stärkere Mauern in besseren Stand gesetzt, und ihre 
Zahl durch neue vermehrt wurde. Solche feste Plätze hießen 
Burgen. Jeder neunte Mann der Bevölkerung vom Lande 
wurde als Dienstmann in diese Burgen gelegt, während die 
acht übrigen mit dem Landbau beschäftigt waren und ein 
Drittel alles Ertrages der Felder in die Burgen abliefern 
mußten. Hinter die Mauern dieser mit Wall und Graben 
versehenen Burgen, auf deren Belagerung sich die Ungarn 
nicht einließen, konnte nun bei erneuter Kriegsgefahr der 
Landmann sich mit all seiner Habe zurückziehen. Indem 
Heinrich seine Deutschen, welche einen gründlichen Widerwillen 
gegen das Leben hinter engen Mauern hegten, an diese 
neuen Aufenthaltsörter immer mehr gewöhnte, ward er der 
Gründer des Bürgerstandes. Von der Anlage fester Plätze, 
aus denen nachmals Städte entstanden, führt er den Bei- 
namen des Städtebauers. 
Demnächst widmete der König seine Sorgfalt der Aus- 
bildung und Verbesserung des Heerwesens. Damit seine 
Scharen, die meist aus schwerem, mit Streithämmern be- 
waffnetem Fußvolk bestanden, den Kampf mit den leicht be-
	        
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