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Heeresmaffe zu Grunde. Er selbst mußte auf einem Schlitten eiligst durch
Deutschland nach Frankreich flüchten.
Nun glaubte man in Preußen die Zeit der Erhebung für gekommen.
Der König schloß mit dem russischen Kaiser ein Bündnis zur Bekämpfung
Napoleons. Dann erklärte er diesem den Krieg und rief sein Volk zu den
Waffen. Alle, die kämpfen konnten, kamen, Jünglinge, Männer und Greise.
Ein großes preußisch-russisches Heer trat Napoleon, der wieder auf dem
Kampfplatze erschienen war, entgegen.
Noch einmal gewann er zwei Schlachten. Aber nun trat auch Öster¬
reich mit Preußen und Rußland in ein Bündnis, ebenso England und
Schweden. Zuerst wurden die Marschälle des Kaisers einer nach dem andern
geschlagen. Am wackersten kämpften dabei die Preußen. Blücher war allen
voran. Er errang den größten Sieg in der Schlacht an der Katzbach.
Endlich wurde auch Napoleon im Oktober von 1813 in der dreitägigen
Völkerschlacht bei Leipzig völlig besiegt. Die verbündeten Heere ver¬
folgten ihn bis nach Frankreich hinein. Wieder war es Blücher, der zuerst
den Rhein überschritt. Er war Feldmarschall geworden; bei den Soldaten
hieß er nur der „Marschall Vorwärts".
So gelang es denn schließlich, Napoleon zu bezwingen. Die franzö¬
sische Hauptstadt Paris wurde erobert, der Kaiser entthront und nach der
Insel Elba verbannt.
7. Der zweite Befreiungskrieg. Waterloo. Allein schon nach einem
Jahre, 1815, entfloh Napoleon von dort und kehrte nach Frankreich zurück, wo
er jubelnd aufgenommen wurde. Bald sammelte er ein neues Heer und
rückte nach den Niederlanden. Dort standen der englische Feldmarschall
Wellington mit einem Heere von Engländern, Niederländern und Deut¬
schen und der Feldmarschall Blücher mit seinen Preußen. Blitzschnell warf
sich der Kaiser zwischen beide und griff zuerst Blücher an. Mannhaft wider¬
stand der alte Held; aber er wurde doch geschlagen, stürzte mit dem Pferde
und wäre fast gefangen genommen worden. Allein so leicht ließ er sich nicht
niederzwingen. Schon am folgenden Tage sammelte er sein geschlagenes
Heer wieder, um sich mit Wellington zu vereinigen.
Napoleon griff jetzt die Engländer an. Es entspann sich die große
Schlacht bei Waterloo oder Bellealliance. Die Truppen Wellingtons
kämpften tapfer; aber der Kaiser stieß immer wieder mit mächtigen Massen
vor, um die Schlachtreihe des Gegners zu durchbrechen. Beinahe wäre es
auch gelungen. Sehnsüchtig blickte der englische Feldherr nach den Preußen
aus. „Blücher oder die Nacht (muß uns retten)!" sagte er. Blücher war
aber schon unterwegs.
Es regnete entsetzlich. Der Boden war aufgeweicht, und die Leute
blieben fast stecken. „Es geht nicht, Vater Blücher!" riefen sie. „Ach, was!",
antwortete er, „es muß gehen, — ich hab's doch meinem Bruder Wellington
versprochen." Und es ging.
Mit furchtbarer Wucht fielen die Preußen den Franzosen in die Seite
und in den Rücken. Als nun auch die Engländer wieder vordrangen, da stürzten
sich die Feinde in die Flucht. „Rette sich, wer kann!" riefen sie. So rief
auch Napoleon.