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Das ganze Preußenheer setzte hinter den Fliehenden drein und ruhte
nicht, bis sie alle auseinandergejagt waren. Beinahe hätten die Husaren
Napoleon gefangen genommen. Der konnte nun kein Heer mehr zusammen
bringen. Er begab sich zuletzt in den Schutz der Engländer, wurde aber von
ihnen auf die ferne Insel Sankt Helena im Atlantischen Meere gebracht.
Dort ist er einsam gestorben.
Die Verbündeten zogen wiederum in Paris ein, und die Welt hatte
nun Ruhe.
Im Frieden wurde Preußen ansehnlich vergrößert. Zu den Provinzen
Ost- und Westpreußen, Pommern, Brandenburg und Schlesien kamen Posen
(nur ein Teil des früheren preußischen Polen), Sachsen, Westfalen, die Rhein¬
provinz, und ein Teil von Vorderpomniern mit Rügen. Alle deutschen
Staaten mit Österreich und Preußen bildeten fortan den Deutschen Bund.
8. Die Friedensjahre Friedrich Wilhelms III. Nach den Befreiungs¬
kriegen regierte König Friedrich Wilhelm III. noch lange Jahre in Ruhe und
Frieden. Er that alles, um den Wohlstand seines Volkes, das durch den
Krieg so viel gelitten hatte, wieder zu heben.
Der preußische Staat wurde, um ihn leichter verwalten zu können, in
acht Provinzen eingeteilt. Die Provinzen gliederte man in Regierungs¬
bezirke, diese in Kreise. Die Provinz leitet der Oberpräsident, den
Regierungsbezirk der Regierungspräsident und seine Räte, den Kreis
der Landrat.
Der König gründete auch zwei neue Universitäten, Berlin und Bonn,
und viele Lehrerseminare. Auch Gymnasien und Volksschulen wurden in
Menge errichtet.
Straßen, Brücken und Kanäle wurden gebaut, um den Handel und
Verkehr zu erleichtern. Zu diesem Zwecke wurden auch alle Zollabgaben im
Innern des Landes aufgehoben. Mit vielen deutschen Staaten gründete
Preußen im Jahre 1834 den Deutschen Zollverein, dem heute alle Staaten
des Reiches angehören. Alle Waren können innerhalb des Deutschen Zoll¬
vereins verschickt werden, ohne daß Zoll bezahlt zu werden braucht. Durch
Gründung des Zollvereins that Preußen den ersten wichtigen Schritt zur
Einigung Deutschlands.
König Friedrich Wilhelm III. starb, siebzig Jahre alt, im Jahre 1840.
Als milder und hilfsbereiter Fürst lebt er im Andenken seines
Volkes fort, wie die folgende Erzählung beweist.
Der kleine Börsenhändler.
Einst ging König Friedrich Wilhelm III. in dem Berliner Tiergarten
spazieren. Er führte am Arme eine seiner Töchter. Die Leute, die ihn
und die Prinzessin kannten, grüßten ihn ehrfurchtsvoll und gingen vor¬
über. Aber es waren auch solche da, die ihn nicht kannten. Zu diesen
gehörte ein armer Knabe. Der hatte einen kleinen Korb mit Börsen
(Geldbeuteln). Als er den König sah, kam er aus ihn zugelaufen. Er
bat, ihm doch eine von den Börsen abzukaufen.