Full text: Vorderasien und Griechenland (Bd. 1)

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ten Nilthal. Von Hermopolis an, wo das Thal sich schon 
mehr erweitert, bis zum Meere erstreckte sich Unterägypten, 
das lange einen besonderen Staat bildete und erst von spä¬ 
teren Geographen in ein Mittel- und Unterägypten getheilt 
worden ist. Sie nannten nämlich Unterägypten das Land 
von Memphis (Kairo) an abwärts, wo die Felsen, welche bis 
dahin den Nil auf beiden Seiten begleitet, zurücktreten und 
der Strom sich spaltet, um in mehreren Armen ein breites 
Flachland zu durchfließen. Dies ist das Deltaland, der frucht¬ 
barste Theil Aegyptens. 
Der erste Anbau Aegyptens fand gewiß nicht später als 
4000 Jahre v. Chr. statt; der erste König, der ganz Aegyp¬ 
ten unter seinem Scepter vereinigte, lebte um 3200 v. Chr. 
Dies ist Mene s, der die Stadt Memphis als Mittelpunkt 
seines Reiches erbaute. Das alte Reich von Memphis 
dauerte bis etwa 2100 v. Chr., also mehr als 1000 Jahre, 
und erfreute sich zweimal einer hohen Blüthe. KolossaleBau- 
werke sind die Denkmäler dieser doppelten Blüthezeit; denn 
bei den Pharaonen, wie die Könige Aegyptens heißen, war 
der Hang zu großartigen Steinbauten eine stehende Eigen¬ 
schaft. Die Denkmäler der ersten Periode sind die Pyramiden 
bei Dschiseh (nordwestlich von Memphis), von denen sich zwei 
durch ihre außerordentliche Größe auszeichnen, die des 
Cheops und des Chephreu. Die erstere hat eine Grund¬ 
fläche von 706 Fuß im Quadrat und eine Höhe von 457 
Fuß, die des Chephreu mißt in der Grundfläche 767 
Fuß im Quadratund ist 480 Fuß hoch. Diese Bauten waren 
Grabstätten, welche die Köuige sich bei ihren Lebzeiten bau¬ 
ten; denn der düstre Sinn des Aegyptiers fand die Selig¬ 
keit in der vollkommensten Ruhe, im Tode. „Und sie nennen 
die Wohnungen der Lebenden Herbergen, da wir nur kurze 
Zeit in denselben wohnen, die Gräber der Verstorbenen aber 
heißen sie ewige Häuser, da sie die grenzenlose Ewigkeit in 
der Unterwelt zubringen; deshalb sorgen sie weniger um die 
Einrichtungen in ihren Häusern, dagegen sür die Gräber 
versäumen sie nicht eine übertriebene Ausschmückung." 
(Tiodor.) Aus demselben Glauben beruhte die bei den 
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