— 123 —
einen lahmen Knabenlehrer, wie es heißt, in Wahrheit aber
war er ein tüchtiger Kriegsmann und ein trefflicher Dichter.
Der ermnthigte die Spartaner aufs neue durch seine Gesänge,
von denen noch einige erhalten sind, und führte sie zum
Sieg. Am großen Graben wurden die Messenier im
dritten Jahre des Krieges, allerdings durch den Verrath des
arkadischen Königs Aristokrates, völlig geschlagen, so daß sie
das offene Feld nicht mehr halten konnten und sich ans die
Bergfeste Eira an der arkadischen Grenze zurückzogen.
In Eira hielten sich die Messenier noch 11 Jahre, stets
von den Spartanern belagert; aber Aristomenes machte mit
einer auserlesenen Schaar von 300 Jünglingen noch man¬
chen kühnen Streifzug und fügte den Spartanern tausend¬
fachen Schaden zu. Dreimal ward er gefangen, und dreimal
befreite er sich. Einmal löste er seine Fesseln dadurch, daß er
sich, während seine Wächter schliefen, ans Feuer wälzte und
die Riemen durchbrannte. Ein andermal hatten ihn kretische
Bogenschützen während eines Waffenstillstandes gefangen
genommen. Sie brachten ihn gebunden in ein Gehöfte, wo
eine Wittwe wohnte mit ihrer Tochter. Die Tochter hatte
in der Nacht geträumt, sie löfe einem Löwen die Fesseln.
Als sie von ihrer Mutter erfuhr, wer der Gefangene sei, be¬
schloß sie, diesem Löwen die Fesseln zu lösen. Sie machte die
Kreter trunken, und als sie in tiefem Schlafe lagen, entledigte
sie den Helden seiner Fesseln. Der tödtete die Kreter alle und
eilte nun wieder zu den Seinen. Seine Retterin vermählte
er später mit seinem Sohne Gorgos. Zum drittenmal wurde
Aristomenes gefangen, nachdem er in einem Kampfe durch
einen Steinwurf betäubt worden war. Man führte ihn mit
50 andern Gefangenen nach Sparta, und hier beschloß man,
ihn mit seinen Gefährten in den Kaiadas zu werfen, einen
Schlund, in den die Verbrecher gestürzt zu werden pflegten.
Die andern fanden durch den Sturz sogleich den Tod; aber
Aristomenes, der aus sie siel, blieb am Leben und sogar ohne
Verletzung; ein Adler, so erzählt die Sage, flog unter ihm
auf und trug ihn sanft hinab. Aber in dem gräßlichen
Schlunde, der keinen Ausweg bot, unter den vermodernden