114 Heinrichs IV. Kampf mit Rudolph.'
frCKtsr' Als Heinrich IV. im I. 1077 im Büßergewande zu
Canossa stand, war er ein Mann von 27 Jahren. Bis
dahin war der in seiner Jugend durch die Erziehung
Hannos und Adalberts verdorbene König noch nicht zur
Mannesfestigkeit gereift. Er hatte mit Leichtsinn das Leben
durchlebt, ohne inneren Halt geschwankt zwischen Gewalt¬
that und Nachgiebigkeit, zwischen Übermut und Zaghaftig¬
keit. In den drei Tagen, wo er einsam in dem Schlo߬
hof von Canossa im Froste stand, hatte er Zeit, über sein
vergangenes Leben nachzudenken, über seine Schwächen und
Fehler, über den Wechsel seines Thuns und den Wechsel
seines Geschickes. Und seitdem ist er ein fester, tüchtiger
Mann geworden; er legte die Fehler seiner Jugendzeit
ab, verfolgte seine Ziele mit entschiedener Kraft und ohne
Wanken, und die Folge davon war, daß er in den nächsten
Jahren alle seine Gegner niederwarf.
Heinrich kehrte nach Deutschland zurück, entschlossen,
seine Krone bis aufs äußerste zu verteidigen. Er hatte
bald ein tüchtiges Heer um sich versammelt; denn der neue
König Rudolph mit seinem empörerischen Anhang fand
unter hoch und niedrig viele Gegner. In Süddeutschland
behielt der rechtmäßige König die Überhand. Rudolph war
geächtet und seines Herzogtums verlustig erklärt worden, r
-Lv und der König gab es zugleich mit der Hand seiner Tochter
Agnes an den schwäbischen Grasen Friedrich von Büren
oder von Hohenstaufen, der sich stets als seinen treusten
Freund erwiesen und ihn auch bei seiner unglücklichen
Reise über die Alpen begleitet hatte. Während Herzog
Friedrich von Schwaben seine und des Königs Sache in
Süddeutschland glücklich verfocht, kämpfte der König selbst
in Norddeutschland. Gregor nahm während dieser Zeit
eine zuwartende Stellung ein; ohne sich für den einen
oder den andern König offen zu entscheiden, schickte er seine
Legaten bald an diese bald an jene Partei und nahm
Geld an von beiden. Als jedoch Heinrich im I. 1080
bei Flarchheim unweit Mühlhausen von Otto von Nord¬
heim geschlagen ward, erkannte der Papst Rudolph als