Friedrich I. Italien. 137
Augen wölbte sich eine erhabene, edle Stirne; die ernsten
Züge umschwebte eine freundliche Milde. Von dem blon¬
den Haupthaar, das sich über der Stirn etwas lockte, und
dem ins Rötliche spielenden Bart hieß er bei den Italienern
Barbarossa, der Rotbart. Stark wie sein Körper,---^-'
war sein Geist. Er hatte einen scharfen Blick, ein rasches
Urteil und ein ungewöhnliches Gedächtnis, so daß er
einen Mann, den er einmal gesehen, auch nach langen
Jahren wiedererkannte und bei Rainen nennen konnte,
einen festen, unbeugsamen Willen und ein hohes Zutrauen
zu sich selbst. Er zeigte Liebe für die Wissenschaften,
besonders für die Geschichte; doch ließ ihm sein viel¬
fach bewegtes Leben wenig Zeit, um dieser Neigung uach-
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%Jjv: Den jungen König erfüllte ganz die "Hohe Idee von V V5
i* der Größe des deutschen Reiches, namentlich gedachte er'
dem deutschen Namen in Italien wieder seine alte Geltung
und Macht zu verschaffen; denn dort war seit Lothar kein"
deutsches Heer mehr erschienen, und man fragte wenig
nach dem Willen des deutschen Kaisers. Die Städte in
Oberitalien hatten seit Beginn der Kreuzzüge sich durch
Handelsverkehr mit dem Morgenlande einen bedeutenden
Reichtum erworben und waren dadurch zu nicht geringer
Macht gelangt. Vor allen zeichneten sich aus Venedig, 6 ;
Pisa, Genua und in der Mitte des Landes Mailand.
Durch ihren Wohlstand war in ihnen die Liebe zur Freiheit
erwacht, sie betrachteten sich als Republiken, denen der
deutsche Kaiser nichts zu befehlen habe. Vor allen erhob
w' Mailand trotzig sein Haupt. Als der Kaiser auf Be-^^-*
schwerde der Stadt Lodi einen Abgesandten, Namens
Sicherius, an die Mailänder schickte, mit einem Schreiben,
in dem er ihnen befahl, den Lodensern gerecht zu werden,
wunderten sie sich sehr über die Anmaßung des Kaisers. •
Man warf das kaiserliche Schreiben auf den Boden und
trat es mit Füßen, und Sicherius mußte flüchten, um
sich den Mißhandlungen der aufgebrachten Bürger zu ent¬
ziehen. Hierüber geriet der Kaiser und mit ihm die