Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 3)

144 Mailands Untermerfung 1162. 
Mitteln ein, da eine Feuersbrunst die Vorräte zerstört hatte. 
Und auch das Wasser ward der Stadt abgeschnitten. Die 
) ' ^Deutschen führten in der Umgebung der Stadt durstige 
' Esel umher, um durch sie die unterirdischen Quellen zu 
entdecken, aus welchen der Stadt das Wasser zugeführt 
wurde. Wo die Esel mit dem Fuße scharrten, grub man 
nach und leitete das entdeckte Wasser ab. Zuletzt rannte 
das darbende Volk wütend durch die Straßen und forderte 
Erlösung; man mußte zur Unterwerfung schreiten. 
V Am 1. März 1162 erschienen mehrere Konsuln und 
8 Ritter aus Mailand vor dem Kaiser zu Lodi. Sie 
warfen sich, die bloßen Schwerter in den Händen, vor 
ihm nieder und übergaben die Stadt auf Gnade und 
Ungnade. Einige Tage darauf zogen mehr als 300 Ritter 
aus der Stadt, warfen sich vor den Thron des Kaisers, 
küßten seine Füße und baten um Gnade. Sie überreichten 
ihm die Schlüssel der Stadt, legten ihre Schwerter und 
36 Fahnen an den Stufen des Thrones nieder und schwuren 
Gehorsam. Nach zwei Tagen nahten die Vornehmsten 
der Stadt und 1000 Krieger mit dem Fahnenwagen und 
94 Fahnen dem Palaste des Kaisers zu Lodi. Der Kaiser 
saß auf dem hohen Thron, der ganze Zug ging schweigend 
in Reih und Glied an ihm vorüber, und jede Schar legte 
ihre Fahne vor dem Throne nieder. Zuletzt nahte das 
Carroccio, der große stattliche Fahnenwagen; auf ihm 
ragte empor der hohe eiserne Mastbaum mit eisernen 
Blättern, ans seiner Spitze ein großes Kreuz mit dem 
h. Ambrosius, dem Schutzheiligen der Stadt; unter dem 
Kreuze flatterte die weiße Stadtfahue mit roten Kreuzen. 
Als der Wagen vor dem Throne angekommen war, neigte 
sich der stolze Mast bis zur Erde, und zugleich stürzten 
alle nieder auf ihr Angesicht und weinten und klagten 
und baten um Gnade. Ein Konsul trat vor und bat um 
Schonung; ein Gras warf sich, ein Kreuz in der Hand, 
vor den Thron und flehte um Mitleid für seine Mitbürger, 
mit ihm flehte das ganze Volk auf den Knieen; aber der 
Kaiser blieb ungerührt. Er ließ die Unterwerfungsakte
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.