Kapitulation von Accon 1191. 155
Kaum waren die Deutschen in ihrem Lager vor Accon
erschienen, so verloren sie ihren Führer, Friedrich von
Schwaben. Er starb an einer Seuche im Januar 1191.
Nach ihm übernahm die Führung der Herzog Leopold
von Östreich. Wegen der Eifersucht und der Feindselig¬
keit zwischen den Franzosen und Engländern trafen diese
die Einrichtung, daß beide Völker in der Bestürmung der
Stadt einen Tag um den andern abwechseln sollten. Als
endlich die Einwohner kapitulierten und die Engländer
einen Teil der Stadt besetzten, die Franzosen einen andern,
da zog auch Leopold von Östreich mit seinen Truppen ein
und pflanzte die deutsche Fahne auf einem der Stadttürme
auf. Aber der König Richard, ein zwar außerordentlich
tapferer, aber auch fehr roher und übermütiger Mann,
ließ die deutsche Fahne herunterreißen und in den Kot
treten.*) Leopold, zum Widerstände zu schwach, verließ
tief gekränkt das Lager und schiffte sich nach der Heimat
ein. Auch der französische König ging bald darauf, er¬
zürnt über die Anmaßungen Richards, nach Hause, ließ
jedoch den Herzog von Burgund mit einem Teil seines
Heeres zurück. Aber es dauerte nicht lange, so trennte
sich auch diese Schar von den Engländern, als sie eben
auf dem Marsche gegen Jerusalem waren, und so mußte
denn Richard in der Nähe der Stadt unverrichteter Sache
sich zum Rückzug wenden. Er schloß einen Waffenstillstand
mit Saladin, dem zufolge die Küste von Accon bis Joppe
den Christen verblieb; aber Jerusalem behielten die Un¬
gläubigen, doch sollte den christlichen Pilgern gestattet sein,
das heilige Grab ungestört zu besuchen. Hieraus ging
Richard zu Schiff, um nach Hause zu fahren.
Nachdem Richard lange auf dem Mittelmeer von
Stürmen umhergeworfen worden war, litt er im adriatischen
Meere zwischen Venedig und Aquileja Schiffbruch; doch
kam er mit den Seinen glücklich ans Land und entschloß
*) Diese Erzählung wird von neueren Forschern bezweifelt;
doch sicher ist, daß die Franzosen und Engländer die Deutschen
mit Schlägen aus der Stadt trieben.