Theoderich in Italien 489—493. 25
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kam es vor, daß Theoderich durch die Flucht der ©einigetviA
mit fortgerissen wurde. Da trat ihm seine Mutter in den
Weg uud rief erzürnt: „Du willst fliehen?" Theoderich
kehrte um unb siegte. Drei Jahre lang wurde Odoaker^
in Ravenna belagert, ba schloß Theoberich einen Vertrag
mit ihm ab, wobnrch er ihm Leben unb Freiheit zusicherte,
ja ein Berichterstatter sagt, er habe ihm sogar bie Mit¬
regentschaft eingeräumt. Um sich aber bes gefährlichen 2^0*.
Mannes für immer zu entlebigen, tötete er ihn mit eigener
Hanb am 10. Tage nach ber Kapitulation auf eine heim¬
tückische, frevelhafte Weise (493). An biesem Tage lnb
Theoberich bett Oboaker, einen Mann von 60 Jahren, in
beit Palast. Beim Eintritt in bie Halle sollten zwei
Männer seine zwei Hänbe ergreifen, als ob sie ihn um
etwas bitten wollten, unb auf biefes Zeichen sollten Be¬
waffnete aus bem Nebeugemach treten unb ihn niebermacheu.
Aber bie Bewaffneten vermochten bei ihrem Eintritt bie
That nicht auszuführen. Da riß Theoberich selbst bas
Schwert aus ber Scheide und stieß es dem Überraschten
oben beim Schlüsselbein in die Brust, daß es bei der
Hüfte herausdrang. Auf bett Ruf bes Sterbenben: „Gott,
was ist bas?" antwortete Theoberich: „Gleiches hast btt
bett Meittigett gethan." Unb bas Schwert herausziehend,
sprach er: „Nicht einmal einen Knochen hat das Scheusal c
im Leibe gehabt." Odoakers Witwe wurde dem Hungertod/ ^
im Kerker preisgegeben.
So machte sich der große Theoderich durch eine That^^''
blutiger Tücke zum Herrn von Italien, wozu er auch
Sicilien von den Vandalen erwarb. Außerdem gehörten
zu seinem Reiche die Länder bis hinüber zur Donau und
die Provence in Gallien. Seinen Wohnsitz hatte er meistC^f-
itt Ravenna, manchmal auch in Verona, und deshalb heißt
er in der deutschen Sage Dietrich von Berne. Sein/r,'
Ruhm erglänzte weithin unter allen Stämmen der Germanen,
und man bewunderte weit und breit seine Weisheit und
Herrschergröße. Er verfolgte eine Politik des Friedens^
und war bestrebt, alle deutschen Staaten durch einen Friedens- J