Full text: Geschichte des Mittelalters (Bd. 3)

Chlodwig vereinigt alle Franken. 33 
euch zu mir zu wenden und euch in meinen Schutz zu 
begeben." Die Kölner jauchzten ihm Beifall zu, hoben ihn 
,mtf den Schild und begrüßten ihn als König. 
Jkw Ein anderer Verwandter, der König Chararich in Bel-^, 
giert, war dem Chlodwig schon lange verhaßt, weil er ihn 
im Kriege gegen Syagrins nicht nach Wunsch unterstützt 
hatte. Jetzt nahm er ihn mit List gefangen, ließ ihm und 
seinem Sohne die Haare scheren und steckte sie ins Kloster.^' 
Als der Vater über diese Demütigung klagte, tröstete ihn 
der Sohn mit den Worten: „Das Laub ist zwar ab-^^- 
geschnitten, aber das Holz ist noch grün und wird wieder 
sprossen und grünen zum Verderben dessen, der uns dies 
zugefügt." Als dem Chlodwig diese Worte hinterbracht /- 
wurden, ließ er Vater und Sohn toten und bemächtigte 
sich ihres Reichs und ihrer Schätze. 
Ein anderer Frankenkönig, Ragnachar von Cambrai,-^-/ 
hatte sich durch ein zügelloses Leben bei seinem Volke ver¬ 
haßt und verächtlich gemacht. Chlodwig griff ihn an, nach¬ 
dem er vorher einige aus dem Gefolge des Ragnachar-,// 
' durch MLchtm^Waffenschmuck bestochen hatte. Ragnachar 
ward leicht besiegt und auf der Flucht von seinen bestochenen 
Leuten gefangen genommen und mit auf den Rücken ge;<%v •* 
bundenen Händen nebst seinem Bruder vor Chlodwig ge¬ 
führt. Dieser rief mit verstelltem Zorn dem Verratenen 
zu: „Warum hast du unser fürstlich Geschlecht so herab¬ 
gewürdigt, dich binden zu lassen? besser der Tod!" und 
spaltete ihm mit der Streitaxt den Kopf. Und zu dem 
Bruder gewandt, sprach er: „Du aber, nichtswürdiger Feig¬ 
ling, hättest du deinem Bruder beigestanden, so wäre er^.' 
nicht gebunden worden." Und damit schlug er auch diesen 
nieder. Als die Verräter entdeckten, daß das angebliche 
Gold, das sie empfangen, mit Gold überzogenes Erz toar/v? v; 
und sich deswegen bei dem König beschwerten, sprach er: 
„Für falsche That gebührt auch falscher Lohn. Seid ihr 
nicht zufrieden, fo will ich euch, wie ihr's verdient, zu Tode 
martern lassen." Die Schurken gaben sich gern zufrieden 
und baten um seine Gnade. 
St oll, Erzählungen. HI. 3
	        
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