Achter Abschnitt
Aufblühende Wissenschaft und Kunst des
18. Jahrhunderts.
Sinn é.
1.
©eit der Erfindung der Buchdruckerkunst war es dem Einzelnen
möglich geworden, seine Gedanken und Erfahrungen auch Andern auf leichte
Weise mitzutheilen, und der Drang dazu konnte in keiner Wissenschaft
stärker sein, als in der Naturgeschichte, die den Menschen durch so viele
räthselhafte Erscheinungen zum Nachdenken veranlaßt. Der Liebhaber der
Natur ward zu unausgesetzten Beobachtungen getrieben, jeder Tag brachte
ihm Neues und Anregendes in Wort und Wirklichkeit. Die Schifffahrt,
welche die entferntesten Länder fremder Welttheile den Europäern ausschloß,
unterstützte mächtig die Forscherlust. Jeder wollte unbekannte Naturkörper
zur Kenntniß bringen, Viele legten sich Sammlungen an und wandten sich
an ihre Freunde in den überseeischen Ländern, um die Naturalienschätze
zu vermehren.
Aber es war schwierig, all' das Mannichfaltige aus den verschie¬
denen Naturreichen zu ordnen. Die Wissenschaft hatte damals noch keine
Gattungen und Geschlechter in streng geschiedenen Reihen abgetheilt; man
konnte damals noch nicht sagen: „Dieser Vogel gehört zu den Finken, zu
den Sängern u. dergl.," sondern man mußte, um das Einzelne zu bezeich¬
nen, wie Rösel in seinen „Jnsektenbelustigungen" sagen: „Der hochzitronen¬
gelbe, oranienfarbene Tagpapilio mit breiten Flügeln." Jedermann sieht
ein, daß solche Bezeichnungen auch für eine geringe Anzahl von Geschöpfen
schwer im Gedächtnisse zu. behalten waren und zur Quelle vieler Mißver¬
ständnisse wurden, dabei jede bequeme Uebersicht erschwerten. So erkaltete
der Eifer für das Einsammeln der Naturkörper wieder und die Wissen-